Talkshow-Statistiken Dezember 2002 bis 17.11.2021


Talkshows sind zu einem Dauerbrenner im Fernsehen geworden, von dem auch die Online-Redaktionen der großen Tageszeitungen profitieren. Kaum hat Frank Plasberg seine peinliche Endbefragung der Gäste begonnen („Stellen Sie sich vor, sie wären zusammen mit den anderen hier anwesenden Gästen …“), da stürzen sich die Online-Redakteure von SPIEGEL, WELT und FAZ auf ihre Computer und schreiben die ersten bissigen Kommentare zur Sendung. Je schlechter die Sendung, je peinlicher die Entgleisungen der Gäste, desto größer ist die Freude bei den Journalisten, die die Sendung zerpflücken dürfen.

Für den Statistiker sind die Talkshows aber auch noch aus einem anderen Grund interessant: fast alle Sendungen sind gut dokumentiert, die Themen und die Gäste sind bekannt, und auf den Servern von ARD und ZDF findet man Kopien, sofern die Sendung nicht älter als ein Jahr ist. In Gästebüchern und Internetforen können die Zuschauer sich schon Tage vor der Sendung über die Themen austauschen, und Plasbergs „Faktencheck“ nach der Sendung prüft noch mal alle unklaren Behauptungen der Gäste. Wer also eine statistische Aufbereitung der Talkshows vorhat, kann aus dem Vollen schöpfen.

Es ist allerdings nicht immer einfach, an die Sendedaten aller vergangenen Talkshows zu kommen, zumal nach dem neuen Rundfunkgesetz die Sendungen nicht länger als ein Jahr im Internet stehen dürfen. Wenn man Daten zu den frühen Sendungen von Maischberger und Illner bekommen will, stellen sich die Redaktionen schon mal quer, weil es angeblich „rechtlich“ nicht möglich sei, das Thema einer Talkshow zu nennen, die mehr als 8 Jahr zurückliegt. Das von mir erfasste Datenmaterial beginnt daher mit dem 05.Dezember 2002 und führt bis zum aktuellen Tagesdatum, die davor liegenden Jahre konnten – bisher – nicht erfasst werden. Eine weitere Lücke sind die Themen der Sendungen von Sandra Maischberger zwischen dem 0.2.09.2003 und dem 05.03.2008, deren Bekanntgabe mir die Redaktion bisher verweigerte. Bis auf diese Themenlücke sind aber alle Daten vollständig, insbesondere die Gästeliste der erfassten Talkshows.

Die folgenden Tabellen und Grafiken basieren auf Auswertungen einer Datenbank, in der die Talkshows, die Sendungen und die Gäste gespeichert sind. In diesen Tabellen ist häufig die Rede von „mehrfach Eingeladenen“, „mehrfach Erfassten“ oder „mehrfach gezählten Personen“. Was bedeutet das? Zunächst haben wir eine Grundmenge G von eingeladenen Personen:

G={„Gregor Gysi“, „Renate Künast“,…}

Da Gysi aber mehrere male eingeladen wurde (wir nehmen mal an, er wäre n-mal eingeladen), dann ist er in der Menge der Eingeladenen auch in n-facher Kopie vorhanden, dasselbe gilt für die anderen Personen aus der Grundmenge G, die mehrfach eingeladen wurden. Die Menge E der Eingeladenen ist also erheblich größer als die Grundmenge G, und das ist der Grund, weshalb Prozentangaben wie „40% der Gäste sind Frauen“ genauer spezifiziert werden müssen (siehe Frauenanteile).

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Klassifizierung der Themen. Diese mag in vielen Punkten verbesserungswürdig sein, es ist aber wichtig, nicht zu viele Klassen zu definieren, weil sonst keine Unterschiede mehr zwischen diesen gemessen werden können. Da alle Auswertungen für die einzelnen Talkshows in getrennten Tabellen und Grafiken vorliegen, kann man hier sehr gut erkennen, wo die einzelnen Moderatoren ihre Schwerpunkte haben.

Zum Schluß noch eine erstaunliche Erkenntnis: eine Frauenquote bei den Gästen scheint es nicht zu geben, denn im Schnitt sitzen bei den Eingeladenen zu 75% Männer, obwohl die Mehrheit der Moderatoren weiblich ist. Das könnte damit zusammenhängen, daß die Moderatoren und Redaktionen sich bei der Auswahl der Gäste (oder wie man in Österreich schon sagt: „Gästinnen“) nur von sachlichen Kriterien leiten lassen – und nicht von sexistischen. Hoffentlich bleibt das so.


Seit dem 14. Oktober 1999 sendet Maybritt Illner im ZDF ihre Talkshow, Sandra Maischberger gibt es es seit dem 2.September 2003, Frank Plasbergs „Hart aber Fair“ kann man seit dem 31. Januar 2001 im ersten Programm des ARD verfolgen. Die restlichen zwei Talkshows sind neueren Datums: Anne Will sendet seit dem 16. September 2007 und Günther Jauch seit dem 11. September 2011. Seit dem 29.11.2015 gibt es die Talkshow von Günther Jauch aber nicht mehr.

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David Reich: Intelligenz ist erblich

Wer mit der Strassenbahn am Rhein entlang in Richtung Königswinter fährt, kann kurz vor der Haltestelle Clemens-August-Str. solche Schmierereien an den Mauern von Gebäuden in der Rheinallee bewundern. Bis zur Beseitigung der „Gemälde“ kann es manchmal Monate dauern, so daß man als Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel tagtäglich einen Einblick in solche Formen hochintelligenter Kommunikation bekommt. Wie es um die Intelligenz der Schmierer selbst allerdings bestellt ist, darüber kann man nur Vermutungen anstellen…

Es ist schon ein paar Monate her, aber das Thema, das Markus Schär im April 2018 in einem Artikel der Neuen Zürcher Zeitung mit der Überschrift „Verbotene Erkenntnis“ ([1]) ansprach, wird wohl auch über die nächsten 100 Jahre aktuell bleiben. Es ist die Erkenntnis, daß es eine genetische Grundlage für die Intelligenz gibt – mit anderen Worten, daß Intelligenz vererbbar ist.

Daß eine solche Behauptung in den USA einen Intellektuellen-Streit über Erbgut und Rassen auslöst, wie es Markus Schär in seinem Artikel für die NZZ ausdrückt, ist allerdings nicht verwunderlich. Denn auch in den USA gibt es immer noch jede Menge solcher „Wissenschaftler“ (Juristen, Genderforscherinnen, Soziologen etc. ), die so denken wie etwa der Sozialphilosoph (und Begründer des Sozialismus und des politischen Anarchismus) William Goldwin (1756 – 1835), von dem folgender Satz stammt:

„Kinder sind eine Art Rohstoff, der uns anvertraut wird, und ihr Geist ist wie ein unbeschriebenes Blatt Papier“.

Steven Pinker zitiert in seinem Buch [6]Das unbeschriebene Blatt“ direkt nach diesem Satz einen Ausspruch Mao Tse Tungs, der in dieselbe Richtung geht:

Die schönsten Gedichte werden auf ein leeres Blatt geschrieben.

Ja, so ist das eben: am besten schreibt man auf ein leeres, weißes Blatt Papier (oder auf eine weiße Mauer in Königswinter), da kann man seinen Vorstellungen so richtig freien Lauf lassen. Genau wie jene 67 Dozierende, von Rechtsprofessoren bis zu Genderforscherinnen, die den führenden Genetiker David Reich über den richtigen Gebrauch der Genetik aufklärten: «How not to Talk about Race and Genetics».

Tja, bis hierher und nicht weiter! Das wollten sie wohl sagen, die Kollegen Rechtsprofessoren/Genderforscherinnen, ansonsten erteilen wir ein Sprechverbot. Doch so weit sind wir glücklicherweise noch nicht, denn noch können wir David Reichs Aussagen in der internationalen Buchwelt und im Internet vernehmen.

Daher zitiere ich hier noch einmal einige Aussagen aus seinen Büchern, die seinen Gegnern eher wie „biologistische“ Aussagen vorkommen könnten:

Warum zum Beispiel findet sich in allen Finalisten des 100-Meter-Laufs an den Olympischen Spielen seit 1980 das Erbgut aus Westafrika? In den letzten Jahren haben Studien gezeigt, dass es zwischen Populationen genetische Unterschiede gibt, die nicht nur die Hautfarbe bestimmen, sondern auch die Körpergrösse, die Krankheitsanfälligkeit oder eben die Fähigkeit, schnell zu laufen.

Ich mache mir Sorgen, dass wohlmeinende Leute, die die Möglichkeit von biologischen Unterschieden zwischen Populationen bestreiten, sich in einer Position eingraben, die sich gegen den Ansturm der Wissenschaft nicht verteidigen lässt.


So ist seit langem bekannt, dass zum Beispiel Afroamerikaner häufiger an Prostatakrebs erkranken als Weiße, dass Multiple Sklerose unter Weißen verbreiteter ist als unter Schwarzen und Latinos, und dass mehr jüdische als nichtjüdische Kinder mit dem Tay‐Sachs‐Syndrom, einer schweren Erbkrankheit, geboren werden.

Weitere Anmerkungen und Links

[1] NZZ: Der Genetiker David Reich löst in den USA einen Intellektuellen-Streit über Erbgut und Rassen aus
[2] Jüdische Allgemeine: Über Rasse reden
[3] Deutschlandfunk: Debatte in den USA
[4] epochtimes: Gentechniker David Reich entzündet Streit über Rassen und Erbgut in den USA
[5] Wikipedia über David Reich
[6] Steven Pinker: Das unbeschriebene Blatt

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Bringt Eichmann her, tot oder lebendig!

Wer sich für die Geschichte des Mossad interessiert, sollte sich auf jeden Fall das Buch MOSSAD – Missionen des israelischen Geheimdienstes([1]) anschauen – dort schildern die beiden Autoren Michael Bar-Zohar und Nissim Mischal viele spannende Episoden aus der Geschichte dieses israelischen Auslandsgeheimdienstes. Mit am meisten beeindruckt hat mich dabei die Beschreibung der Jagd auf den deutschen Organisator der Judenvernichtung, Adolf Eichmann. Im Kapitel 6 wird hier auf 39 Seiten ausführlich erzählt, wie Adolf Eichmann in Argentinien aufgespürt und verhaftet wurde, wie es gelang, ihn ohne Wissen der argentinischen Behörden bzw. Polizei in einem Flugzeug der El-Al nach Israel zu bringen und dort vor Gericht zu stellen.

Bei seiner Verhaftung durch Mossad-Agenten in Argentinien wurde Eichmann nach der Nummer seines NSDAP-Parteiausweises sowie seiner Dienstnummer bei der SS gefragt. Beides konnte er auf Anhieb korrekt beantworten, nur bei der Frage nach seinem Namen zögerte er:

„Ihr Name?“
„Rocardo Klement.“
„Ihr Name?“, wiederholte die Stimme.
Er begann zu zittern. „Otto Heninger.“
„Ihr Name?“
„Adolf Eichmann.“
Totenstille senkte sich über den Raum. Er brach sie. „Ich bin Adolf Eichmann“, wiederholte er. „Ich weiß, daß ich in den Händen von Israelis bin. Ich spreche auch ein wenig hebräisch. Ich habe zusammen mit einem Rabbi in Warschau studiert…“

Dann begann er, einige Verse aus der Bibel vorzutragen, wobei er versuchte, die hebräischen Wörter mit der richtigen Betonung auszusprechen.
Niemand sagte etwas.
Die harten israelischen Jungs starrten ihn einfach nur fassungslos an.

Aber auch die zitierten Bibelverse konnten die Mossad-Agenten nicht davon abbringen, Eichmann nach Israel zu fliegen, wo er vor Gericht gestellt und am 15.Dezember 1961 zum Tode verurteilt wurde. Kurz vor seiner Hinrichtung betrat nochmal einer aus der Zielfahndergruppe des Mossad Eichmanns Zelle: Rafi Eitan.

Schweigend stand der Entführer dem in hellbraune Gefangenenuniform gekleideten Verurteilten von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Eichmann sah ihm in die Augen und sagte auf Deutsch: „Ich hoffe, Sie folgen mir bald nach.“

Rafi Eitan jedoch lebt heute (2018) immer noch, und viele der an der Jagd auf Eichmann Beteiligten wie etwa der damalige Generalstaatsanwalt am Hessischen Oberlandesgericht Fritz Bauer waren über die Nachrichten von der Verhaftung Eichmanns und seinen Prozeß mit anschließender Hinrichtung erfreut und zutiefst bewegt.


Anmerkungen und Links

[1] Mossad: Missionen des israelischen Geheimdienstes

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Coco Schumann – der Ghetto-Swinger erzählt

coco1Beim Schlendern durch einen Bonner Buchladen fiel mir vor kurzem dieses Buch von Coco Schumann auf. Es war vor allem der Titel „Der Ghetto-Swinger“, der mich faszinierte, und nach einem Blick auf die Rückseite war es klar für mich: dieses Buch mußt du sofort kaufen und lesen. Denn auf der Rückseite hatte Schumann folgende Kurzbeschreibung seiner Person hinterlassen:

Ich bin Musiker. Ein Musiker, der im KZ gesessen hat, kein KZler, der Musik macht. Ich habe viel zu sagen. Die Richtung ist klar: Back to the roots, in jene Welt, in der meine Seele zu Hause ist, in den Swing. Wer den Swing in sich hat, ob er im Saal steht oder auf der Bühne, kann nicht mehr im Gleichschritt marschieren.

Gesagt, getan: die Geschichte der Jazzlegende steht nun in meinem Bücherregal und hat mich beim Lesen stark beeindruckt – und stellenweise begeistert. Ich gebe im folgenden einen kurzen Überblick über den Inhalt und empfehle jedem Jazzfan und am Holocaust und der Judenverfolgung durch die Nazis Interessierten den Kauf dieses spannenden Buches.

Kurz nach der Machtergreifung der Nazis 1933 bekam das Berliner Geschäft der jüdischen Mutter von Coco Schumann Besuch von zwei SA-Angehörigen. Diese malten einen Judenstern an die Scheibe und versperrten der Kundschaft den Weg. Denn daß anständige Deutsche sich von einer Judensau die Haare schneiden lassen würden – das konnte man als aufrechter Nationalsozialist nicht dulden. Und so kam es, daß die Eltern von Coco Schumann, dem späteren Ghetto-Swinger, beschlossen, in eine etwas vornehmere Gegend Berlins zu ziehen, wo sie sich vor den Zugriffen der SA sicherer fühlten.

Und was machte der Ghetto-Swinger da? Er wehrte sich – schon als Jugendlicher – gegen die HJ-Grüppchen, denen er in Berlin häufig begegnete, indem er seine im jüdischen Sportclub Bar Kochba erworbenen Box-Fähigkeiten in der Praxis anwandte. Das bewahrte ihn allerdings nicht vor dem Gang ins KZ. Im Frühjahr 1943 sollte er eigentlich nach Auschwitz transportiert werden, konnte aber durch seinen Vater vor diesem Schicksal zunächst bewahrt werden. Dieser wurde nämlich mit seinem Arier-Ausweis beim Kriminalobersekretär Walter Dobberke vorstellig, der für die Deportation der Berliner Juden zuständig war.

coco2(Links: Schumann im Interview im ARD alpha-forum, 21.02.2017, 13:00 Uhr)
Und Schumanns Vater schaffte es doch tatsächlich, daß sein damals 18-jähriger Sohn erst einmal nach Theresienstadt kam, in jenes „Vorzeige-KZ“, das sogar von einer Kommission des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) am 23. Juni 1944 besucht wurde, welches an den Zuständen im Lager aber anscheinend nichts auszusetzen hatte. Denn: die Täuschung der Komitees des IKRK gelang unfaßbarerweise perfekt. Coco Schumann bemerkt hierzu: Vielleicht wollten sie so genau auch nicht Bescheid wissen?

Auf jeden Fall konnte Schumann aufgrund seiner vielseitigen musikalischen Fähigkeiten schon bald als Schlagzeuger bei der Lagerband, den „Ghetto-Swingers“, unterkommen. Als Mitglied dieser Band ist Schumann auch kurz in dem Nazi-Propagandafilm
Theresienstadt: Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet zu sehen, aber all das bewahrte ihn nicht vor dem Abtransport nach Auschwitz im September 1944, als man begann, das „Vorzeigelager“ Theresienstadt allmählich aufzulösen.

Und dort, in Auschwitz, stand Coco Schumann dann an der Rampe vor Josef Mengele. Dieser fragte ihn, wie alt er sei. Der kurze Dialog zwischen Mengele und Schumann verlief folgendermaßen:

Ich nahm Haltung an, legte die Hände an die nicht vorhandene Hosennaht (Anmerkung: er war ja nackt!) und sagte: „Zwanzig Jahre!“ Er schaute mich kalt an und fragte weiter: „Beruf?“ Nun guckte auch ich ihm direkt in die Augen: „Klempner und Rohrleger, Herr Hauptsturmführer!“

Daraufhin wies ihn der „Hauptsturmführer“ nach rechts, d.h. auf die Seite derer, die nicht sofort ins Gas geschickt wurden, sondern noch eine Weile für ihre Peiniger arbeiten durften. Und das tat er dann auch, aber eben auf seine Weise. Und er hatte dabei auch viel Glück: denn schon am ersten Abend in Auschwitz spielte er Reeperbahnlieder und Paul-Lincke-Melodien vor dem Lagerältesten, was alsbald auch bei der SS gut ankam.

Begleitet wurde Schumann u.a. von Otto Sattler, einem berühmten Bargeiger aus Prag, mit dem zusammen er aus Theresienstadt nach Auschwitz gekommen war. Beide standen eines morgens am Zaun ihres Lagers und schauten hinaus auf die Hauptstrasse, auf der ein Zug von Neuankömmlingen aus Theresienstadt sich in Richtung des „Hauptsturmführers“ Mengele bewegte, um von ihm entweder nach links, in die Gaskammer, oder nach rechts, in eines der Arbeitslager eingewiesen zu werden. Und:

Plötzlich erstarrte Sattler. Seine Frau und seine 5 Kinder gingen an ihm vorüber. Nur durch den Zaun getrennt warfen sie sich einen letzten Blick zu, unaufhaltsam bewegte sich der entsetzliche Zug der „Selektierten“ weiter. Otto schaute ihnen nach und konnte nichts tun.
Abends musizierten wir wieder vor unserem Lagerältesten. Als Otto seine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte, herrschte dieser ihn an: „Warum heulst du denn die ganze Zeit – das kann einem ja die Laune verderben!“ Otto erzählte ihm, was vorgefallen war, doch es hinterließ keinen großen Eindruck: „Na, das ist doch kein Grund zu Weinen. Schließlich wirst du sie bald schon wiedersehen!“ Wir waren alle innerlich aufgewühlt, doch wir machten weiter….

All diese Szenen aus Schumanns Berichten sind beeindruckend – und noch viele andere mehr mit Schilderungen über die Rettung seiner Mutter vor den Zugriffen der Gestapo, seine Versuche, nach dem Krieg in Deutschland wieder Jazz zu machen, monatelange Ausflüge auf Schiffen zusammen mit anderen Musikern – es lohnt sich also garantiert, dieses Buch komplett durchzulesen.

Am besten fand ich aber seine Bemerkungen am Ende des Buches, auf den Seiten 220 und 221. Dort berichtet Schumann über einen „warmen Sommerabend auf der Terrasse eines Restaurants. Am Nebentisch hatten sich mehrere jüngere und äußerst heitere Menschen versammelt“. Schuman gab eine Runde nach der anderen aus, es wurde viel gelacht, aber das hörte dann auf, als sich die Gespräche in den politischen Bereich bewegten.

Denn nun beklagten sich diese netten jungen Menschen auf einmal über das „Ausländerproblem“ oder darüber, daß das Reinheitsgebot zwar für deutsches Bier gelte, nicht aber für das Volk der Völker. Seine Gesprächspartner ärgerten sich darüber, daß es schon wieder Schwierigkeiten mit dem Weltjudentum gebe. Sie sprachen über das alte Märchen von den KZs, dem Gas und den Öfen, schließlich wisse doch jedes halbwegs kluge Kind, daß Auschwitz eine einzige große Lüge sei,

Dies war für Schumann der Anlaß, sich flugs von seinen Gesprächspartnern zu verabschieden, und zwar mit diesen Worten:

Meine Damen und Herren, es tut mir furchtbar leid, ich möchte Ihnen nicht den schönen Abend verderben. Aber ich weiß es besser. Ich war da.

Das wars. Und Schumann schließt das Buch mit den Worten:

Ihre Reaktion wartete ich nicht mehr ab. Ich drehte mich um, ging fort, bummelte durch die nächtliche Stadt und pfiff mir mein Teil…

Anmerkungen und Links

[1] Swing-Legende Coco Schuman ist tot
[2] Swing-Musiker Coco Schuman ist tot
[3] KZ-Überlebender Coco Schuman ist tot
[4] Nachruf auf Coco Schuman
[5] Coco Schuman gestorben
[6] Ghetto-Swinger – Eine Jazzlegende erzählt
[7] Yad Washem Eintrag zu Walter Dobberke
[8] Das KZ Theresienstadt
[9] Die unvergesslichen Sprüche des Coco Schumann
[10] alpha-Forum: Coco Schumann, Jazz-Musiker und Gitarrist

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Die Deutsch Israelische Gesellschaft und ihre Probleme mit Israel

maedchen-in-jerusalem(Links eine eigene Aufnahme aus dem „zionistischen Gebilde“, in diesem Fall der Jerusalemer Altstadt 2010) Unter der Überschrift

„Gedanken über eine mögliche Lösung des Konfliktes zwischen Israel und den Palästinensern, ein Diskussionsbeitrag, Juni 2016“

veröffentlichte das Magazin der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft (DIG) in der Ausgabe 03/2016 ([1] einen „Diskussionsbeitrag“ von Wolfgang Kornblum, einem kürzlich verstorbenen langjährigen DIG-Mitglied aus Baden-Baden.

Liest man den Artikel von Wolfgang Kornblum ganz durch, so fragt man sich, warum der Autor eigentlich „langjährig“ Mitglied der DIG war. Er hätte genauso gut Mitglied des Instituts für Palästinakunde in Bonn sein können, wo man sich laut Satzung für die „Völkerverständigung zwischen Deutschland und Israel/Palästina, Demokratie, Frieden und Menschenrechte im Nahen Osten“ einsetzt, in Wahrheit aber

das fiktionale „Existenzrecht“ Israels als vermutlich wirkmächtigstes PR-Stunt der zionistischen Propaganda

bezeichnet ([2]). Wie komme ich zu diesem Schluß? Dazu muß man sich den Artikel etwas genauer ansehen. Liest man ihn zunächst einmal vollständig durch, so stellt man fest, daß er eigentlich eine einzige Zumutung ist für jemanden, der selbst Mitglied der DIG ist und deren Leitsätze bejaht. Wie z.B. diesen Leitsatz hier:

Die DIG engagiert sich für einen Frieden im Nahen Osten, der die Lebensfähigkeit Israels dauerhaft sichert. Sie tritt für eine Verständigung zwischen allen Völkern der Region ein und wendet sich entschieden gegen all diejenigen Kräfte innerhalb und außerhalb der BRD, die Israels Lebensrecht als jüdischer Staat bestreiten.

Außerhalb wie innerhalb der BRD gibt es leider nicht wenige „Kräfte“, die sich wünschen, die Nazis hätten ein wenig mehr Erfolg mit der Judenvernichtung gehabt. Der Autor des Artikels im DIG-Magazin 03/2016 gehört selbstverständlich nicht zu diesen Kräften. Aber was er dort schon am Anfang seines Artikels schreibt:

Eines der Kernprobleme, das nach meiner Überzeugung dringend gelöst werden müsste, ist der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Daran müsste auch Israel ein großes Interesse haben, denn es gibt nach meiner Auffassung für Israel keine größere Sicherheit als ein friedliches Zusammenleben mit seinen Nachbarn.

erinnert doch nur zu sehr in Sprache und Diktion an einen Mitarbeiter des „Freitag“, den Henryk M.Broder in einem Artikel auf der WELT zitiert ([3]):

„Das Problem, welches mit der Gründung Israels einherging, ist nicht nur ein Problem der Palästinenser. Nein, es ist ein weltweites Problem … Erst wenn das zionistische Gebilde der Vergangenheit angehört, wird der Weltfrieden zur Gegenwart und die Hoffnung die Zukunft.“

Neben dem Beschwören eines „Ausgleichs auf Augenhöhe“ fordert DIG-Mitglied Kornblum eine „territoriale Trennungslinie, die im wesentlichen der Grenzlinie vor dem Sechstagekrieg entspricht.“ Auch diejenigen Teile von Ostjerusalem, die vor dem Sechstagekrieg nicht zu Israel gehörten, möchte Wolfgang Kornblum gerne den Palästinensern übergeben.

Solche Forderungen erinnern mich an die Wünsche gewisser rechtsradikaler Deutscher nach einem Deutschland in den Grenzen von 1937 – so als wenn der Krieg der Alliierten gegen Deutschland ein „ungerechter“ Krieg gewesen sei und deshalb der Zustand von vor 1939 wiederhergestellt werden müsse. Das ist natürlich gelinde gesagt schwachsinnig und wird auch von den meisten Beobachtern des Zeitgeschehens so beurteilt – nur bei Israel und seinen angeblich „unberechtigten Angriffskriegen“ sieht man das anders.

Der Autor Kornblum gehört offensichtlich zu jenen Zeitgenossen, denen nicht bewußt ist und die davon auch nichts hören wollen, daß der Sechstagekrieg (5.-10. Juni 1967) ein Verteidigungskrieg des Staates Israel gegen die ihn umgebenden arabischen Staaten war, die nichts anders als seine Vernichtung wollten. Dafür gibt es zahllose Belege, ich führe hier nur einen Hinweis aus der Dokumentation [4] an:

In den Wochen vor dem Krieg bildete sich eine breite Koalition von arabischen Staaten. Der ägyptische Präsident Nasser verkündete am 30. Mai 1967:
„Die Armeen Ägyptens, Jordanien, Syriens und des Libanon stehen einsatzbereit an den Grenzen Israels …, während hinter uns die Armeen des Irak, Algeriens, Kuwaits, des Sudan und der gesamten Arabischen Nation stehen …die Stunde der Entscheidung ist gekommen.“

Es ist mir ein Rätsel, wie der Autor dieser „Gedanken über eine mögliche Lösung“ es fertigbringen konnte, als ausgewiesenes Mitglied der DIG (und damit per Definitionem als Freund und Unterstützer Israels) zum Thema Grenzlinie nach dem Sechstagekrieg eine Position beziehen konnte, die ebenso von Teilen der deutschen linken wie rechten Israelhasser vertreten wird. Diesen Leuten kann man immer nur raten, sich die Taten und Aussagen arabischer Politiker aus den Monaten vor dem Juni 1967 anzusehen:

„Wir beabsichtigen einen grundlegenden Angriff auf Israel. Dies wird ein totaler Krieg sein. Unser primäres Ziel wird es sein, Israel zu zerstören.“
(Gamel Abdel Nasser, Staatspräsident Ägyptens, 26. Mai 1967)

Die Vorgeschichte des Sechstagekrieges ist ausreichend dokumentiert. Es ist daher gelinde gesagt unverständlich, wie man in einem Artikel des monatlich erscheinenden „DIG Magazins“ (Zeitschrift der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft, Nr.3, 2016/5776) ohne Kommentar solche israelfeindlichen Ansichten publiziert.

Ich will aus dem Artikel von Kornblum nur noch einen Teil herausgreifen, der bezeichnend für seine Sicht des ganzen „Nahost-Problems“ ist. Er empfiehlt z.B. eine „Aufgabe der Blockade des Gazastreifens“ und eine „Wiederzulassung des freien Handels“. Interessant! Verhungern im Gazastreifen also täglich unzählige von unschuldigen friedlichen Bürgern aufgrund einer Blockade der israelischen Imperialisten?
Davon kann allerdings keine Rede sein [5] :

Täglich passieren 800 bis 1.000 Lastwagen den Grenzübergang Kerem Schalom von Israel in den Gazastreifen mit Brennstoff, Nahrungsmitteln, Medikamenten und Tierfutter. Sogar Baumaterial wird in das Gebiet transportiert, solange sich die dort tätigen internationalen Organisationen verpflichten, Zement und Metalle nicht an die Hamas weiterzugeben.

Wie man da als „langjähriges Mitglied der DIG“ noch von einer „Blockade des Gazastreifens“ reden kann, ist mir nicht ganz klar. Aber vielleicht hat das etwas damit zu tun, daß manche Mitglieder der DIG zu sehr durch ihre christliche Religion beeinflußt sind. Das führt dann zu solchen Kniefällen vor dem Islam wie hier in Jerusalem:

Bischof Bedford-Strohm und Kardinal Marx legen christliches Kreuz für den Islam ab….
Neben christlichen Stätten besuchten sie auch den islamischen Felsendom am Jerusalemer Tempelberg. Auf den Bildern von dort ist zu sehen, beide haben ihr christliches Kreuz, das sie sonst immer tragen, abgelegt. Bedford-Strohm begründete diese Verleugnung des Kreuzes mit dem „Respekt“ gegenüber dem moslemischen Gastgeber, der das so gewünscht habe.

Anmerkungen und Links

[1] DIG MAGAZIN, Zeitschrift der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Nr. 3 2016/5776
[2] Institut für Palästinakunde
[3] Es gibt ja genug Gründe, uns Juden nicht zu mögen: Henryk M. Broder in der WELT
[4] Der Sechstagekrieg, eine Dokumentation der israelischen Botschaft Berlin
[5] Blockadebrecher von israelischer Marine gestoppt

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Mathematik zahlt sich aus – oder wie Logik das Affiliate-Marketing beflügelt

(Beitrag von Vincent Winterhager) Mathematik muss nicht spröde Theorie sein. Von der Einführung des Personal Computer bis hin zu Google bestimmen “Nullen und Einsen”, wie wir Inhalte erstellen und suchen. Vor kurzem habe ich gemeinsam mit meinem Vater (Inhaber dieses Blogs) ein mathematisches Verfahren entwickelt, das jedes Produkt mit Hilfe von Metadaten aus dem Internet benoten kann. Eine Funktion, die im Meer der Online-Produktportale ein Novum ist.

Eine kurze Einführung in die Thematik Affiliate-Marketing ist zu Beginn unabdingbar.
Der erste Begriff Affiliate bedeutet so viel wie “verbinden”, oder “assoziieren”. In diesem Kontext ist eine Verbindung gemeint zwischen Bloggern und Website-Betreibern mit kommerziellen Anbietern, die wie auch immer geartete Produkte anbieten. Diese Produkte werden auf der eigenen Seite eingebunden und beworben. Für eine Weiterleitung zum Partner-Portal wird eine Provision ausgezahlt.

Der zweite Begriff Marketing ist in diesem Zusammenhang jenes Prinzip, das die Optimierung und den Erfolg dieser Partnerschaft zum Ziel hat.
Nun ist dieses Konzept durchaus beliebt, denn mit geringem Startkapital und wenig bis kaum vorhandenen Programmierkenntnissen lässt sich eine passive Einkommensquelle aufbauen. Viele Menschen sehen im Konstrukt Affiliate-Marketing einen Gewinn an örtlicher und zeitlicher Freiheit, die ihre herkömmliche Beschäftigung nicht bieten kann. Also haben wir es hier mit der Erlösung von finanzieller Abhängigkeit, mit dem Traum einem von Konventionen gelöstem Leben zu tun?

Nun ja, eine große Anzahl von Menschen scheint dieser Meinung zu sein. Dies ist nicht zuletzt auf die Selbst-Vermarktung von sehr erfolgreichen Online-Unternehmern zurückzuführen, die nicht mehr die unternehmerische Idee als solche in den Mittelpunkt stellen, sondern das Lebenskonzept von “unabhängigen” Online-Marketern in das Zentrum der Aufmerksamkeit rücken.

Nachhaltiges Affiliate-Marketing

Dieses Konzept geht jedoch nur dann auf, wenn die Anzahl der Affiliate Marketer begrenzt ist und die vermittelten Inhalte einem gewissen Qualitätsanspruch gerecht werden. Durch die immense Popularität von Affiliate Marketing ist es fraglich, ob diese Idee langfristig Bestand haben wird. Und wenn sie Bestand haben sollte, dann nur mit Hilfe von sehr guten Inhalten und nützlichen Funktionen für den Benutzer.

In dieser Kontroverse stehen sich die Pole der Online Welt gegenüber. Auf der einen Seite stehen die Suchmaschinenbetreiber, auf der anderen Seite Amazon & Co. Online-Shops wie Amazon können ihren Umsatz durch Affiliates signifikant erhöhen und haben folglich ein großes Interesse am Wachstum dieser Branche. Andererseits haben Suchmaschinen nur dann Erfolg, wenn die Ergebnisse für den Benutzer eine hohe Relevanz aufweisen. Wenn die erste Google-Seite von Affiliate-Webseiten dominiert wird, hat Google seine Funktion nur bedingt erfüllt. Affiliate-Seiten können dem Benutzer durchaus weiterhelfen, sind zumeist aber mehr am wirtschaftlichen Erfolg als am Verbraucherschutz interessiert.

Notenverfahren

An dieser Stelle setzt die Mathematik ein. Mehrwert kann man durch verschiedene Funktionen bieten: Produktfilter, Vergleichstabellen, oder ein Blog über die Produktkategorie. Um den Kunden im Dschungel der Informationen eine Orientierung zu bieten, haben wir ein Benotungsverfahren entwickelt. Nominelle Bewertungen sind per se nichts Neues, man findet sie immer wieder in Produkt-Portalen. In der Regel sind diese Werte aber beliebig gesetzt und nicht das Ergebnis einer differenzierten Berechnung.

Über die Schnittstelle von Amazon lassen sich alle wichtigen technischen Daten eines Produkts auslesen. Einige müssen manuell beim Hersteller erfragt werden. Nun haben wir eine Anzahl von Werten mit verschiedenen Maßeinheiten, die wir auf eine Notenskala abbilden möchten. Ein bisschen Überlegung und Mathe-Grundkenntnisse aus der Oberstufe führten zu folgendem Verfahren:
Um dem Verbraucher eine Orientierung zu geben, hat jedes Produkt eine Gesamtnote. Es werden Noten zwischen eins und drei mit zwei Nachkommastellen vergeben.
Die Gesamtnote ist der Durchschnittswert der Noten pro Kategorie, die ebenfalls auf der Produktseite abgerufen werden können. Bei den Noten handelt es sich um eine Abbildung der tatsächlichen technischen Details des Produkts auf eine Notenskala.
Nun werden pro Kategorie ein minimaler Wert und ein maximaler Wert bestimmt, um eine Einordnung des Produktwertes zu ermöglichen. Die Differenz zwischen dem minimalen und dem maximalen Wert bildet den Wertebereich der Produktwerte. Ein Produktwert (zum Beispiel 1 Watt in der Kategorie Leistung) wird im Folgenden als Einheit bezeichnet.
Um verschiedene Maßeinheiten zu vergleichen, wird ein Notenwert pro Einheit (N1) gebildet. So kann jede Einheit in Notenform abgebildet und verglichen werden. Bei einer Notenskala von 1-3 berechnet sich N1 wie folgt:

vini1

Im nächsten Schritt werden die Noten pro Kategorie berechnet. Hier gibt es zwei Fälle: Der niedrigste Produktwert ist der beste Wert (z.B. Gewicht), oder aber der höchste Produktwert ist der beste Wert (z.B. Leistung).
Der erste Fall berechnet sich so:

vini2

Der zweite wird wie folgt ermittelt:

vini3

Nk = Note Kategorie
U = Produktwert
N1 = Notenwert pro Einheit
Min = Minimaler Produktwert
Max = Maximaler Produktwert

Nach der Abbildung der Produktwerte auf eine Notenskala werden die Ergebnisse der gewichtet. Abhängig von der Empfehlung (Testsieger, Leistungs-Empfehlung, Preisempfehlung) wird die Gewichtung ausgerichtet. Diese Methode können Sie in der Praxis auf meiner Seite anschauen.

Fazit

Dieses zugegebenermaßen nicht sonderlich komplizierte Verfahren ermöglicht dem Benutzer, einen schnellen Überblick zu gewinnen und sich für das richtige Produkt zu entscheiden. Sicherlich bildet diese Berechnung kein Äquivalent zu den Benotungen von Stiftung Warentest. Im Vergleich zu willkürlich vergebenen Zahlen auf anderen Seiten bietet dieses Verfahren jedoch eine transparente und sinnovolle Orientierung. Ich sehe es als Beitrag zu einer Branche, die sich oft viel zu sehr auf Suchmaschinenoptimierung konzentriert und völlig vergisst, was wirklich zählt: dem Kunden das beste Produkt zu empfehlen.

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Das Bundeswehrattraktivitätssteigerungsgesetz

Heute las ich in Henryk Broders neuem Buch „Das ist ja irre“ zum ersten mal etwas über ein Gesetz, das den irren Namen
Bundeswehrattraktivitätssteigerungsgesetz
(Kurzform BwAttraktStG) trägt. Zunächst dachte ich, Broder hätte sich den Namen nur ausgedacht, um Ursula von der Leyen lächerlich zu machen, aber ich mußte dann nach einem Blick auf Wikipedia akzeptieren: dieses Gesetz gibt es wirklich.

Bevor wir auf die eigentliche Absurdität dieses Gesetzes zu sprechen kommen (die mit seinem Namen nur entfernt zutun hat), möchte ich betonen, daß das BwAttraktStG keinesfalls die Spitze des Eisbergs der Verrücktheiten aus der Fachsprache der Verwaltungsjuristen darstellt. Da gibt es noch ein paar Stufen höher Bezeichnungen wie

Das Absurde an diesem BwAttraktStG ist aber nicht der Name, sondern sein Zweck und der Zeitpunkt seines Inkrafttretens (23.Mai 2015). Denn wodurch wurde die öffentliche Diskussion über die Bundeswehr in den Monaten zuvor bestimmt?
Es waren

  • das G36-Sturmgewehr, das bei Erwärmung durch Dauerfeuer wie auch bei wechselnden Außentemperaturen gerne mal daneben schießt,[15]
  • Hubschrauber des Typs NH90, die Triebwerksprobleme hatten und notlanden mußten,[14]
  • Maschinengewehre des Typs MG3, die Rissbildungen in den Blechgehäusen bekamen, so daß dieser Typ nun durch ein neues Gewehr, das MG5 von Heckler&Koch, ersetzt werden soll, [12]
  • 1215 MG5, die man im März 2015 bei Heckler&Koch bestellt hatte(für schlappe 20 Millionen Euro, insgesamt sollen es 200 Millionen werden), doch schon jetzt gibt es Beschwerden über die Schießgenauigkeit, [13]
  • das Scharfschützengewehr G22: da beschwerte sich die Bundeswehr über die geringe Lebensdauer der Originalläufe, [12]
  • der Schützenpanzer Puma: der sollte mal so stark gepanzert sein wie ein Kampfpanzer, dann hätte er aber 50 bis 70 Tonnen gewogen und wäre somit zu schwer für einen Lufttransport ins Ausland gewesen, also mußte er nachträglich abgespeckt werden, [11]
  • der Kampfjet „Eurofighter“: bei ihm werden regelmäßig alle paar Monate schwerwiegende Probleme bei der Produktion gemeldet, [10]
  • die Gefechtshelme, bei denen ’ne Schraube locker war [9].

Ursula von der Leyen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (beachten Sie in den folgenden Gesetzesauszügen die Auswüchse von geschlechtergerechter Sprache!) täten also gut daran, die Ausrüstung der Bundeswehr zumindest so weit zu verbessern, daß das Gerät bei einer Vorführung anläßlich des Empfangs eines Staatspräsidenten aus dem Ausland einigermaßen funktioniert.

Statt dessen aber tritt am 23.Mai 2015 das Bundeswehrattraktivitätssteigerungsgesetz in Kraft, das in der

Verordnung über die Teilzeitbeschäftigung von Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr (Soldatinnen- und Soldatenteilzeitbeschäftigungsverordnung – STzV)

den Antrag auf familienbedingte Teilzeitbeschäftigung neu faßt.

In der alten Fassung sah der erste Teil dieses Antrags so aus:

Mit der Antragstellung ist darzulegen, dass mindestens ein Kind unter 18 Jahren oder eine pflegebedürftige sonstige Angehörige oder ein pflegebedürftiger sonstiger Angehöriger tatsächlich zu betreuen oder zu pflegen ist. Die Pflegebedürftigkeit einer oder eines sonstigen Angehörigen ist durch ein ärztliches Gutachten nachzuweisen.

Und was ist daraus geworden, nachdem Ursula sich das angesehen hat? Dieses:

„(1) Im Antrag auf familienbedingte Teilzeitbeschäftigung (§ 30a Absatz 1 Satz 2 des Soldatengesetzes) ist darzulegen, dass mindestens ein Kind unter 18 Jahren, eine pflegebedürftige sonstige Angehörige oder ein pflegebedürftiger sonstiger Angehöriger tatsächlich zu betreuen oder zu pflegen ist. Teilzeitbeschäftigung zur Betreuung oder Pflege mindestens eines Kinds unter 18 Jahren kann von beiden in einem Wehrdienstverhältnis stehenden Elternteilen beantragt werden. Beantragt werden kann eine anteilige, jeweils alleinige oder gemeinsame Teilzeitbeschäftigung.“

Na also! Der Nachweis der Pflegebedürftigkeit durch ein ärztliches Gutachten war doch reine Schikane des Gesetzgebers! Und das schöne ist jetzt ja auch, daß gleich beide, die Soldatin und der Soldat (die entweder schlicht verheiratet sind oder in einer Lebenspartnerschaft leben), auf Teilzeit gehen können. Eine saubere Lösung! Nur eins fehlt da noch:

Dürfen auch 2 lesbische Soldatinnen, die ein adoptiertes Kind gemeinsam erziehen, eine Teilzeitbeschäftigung zur Betreuung oder Pflege dieses Kindes beantragen?

Anscheinend nicht, sonst hätte man diese Möglichkeit im neuen Gesetz erwähnen müssen. Schlimm, da werden ja Menschen ausgegrenzt! Das wäre doch eine gute Möglichkeit für die GRÜNEN, einen Antrag auf Erweiterung des BwAttraktStG im Bundestag einzubringen.

Nehmen wir ein weiteres Beispiel: wer als Angehöriger gilt, den man in der Teilzeit betreuen darf, wird genauestens festgelegt. In der alten Fassung der STzV (falls Sie nicht mehr wissen, was damit gemeint ist: Soldatinnen- und Soldatenteilzeitbeschäftigungsverordnung) fallen darunter z.B.

Ehepartnerinnen und Ehepartner der Geschwister und Geschwister der Ehepartnerinnen und Ehepartner

Aber nur diese. Das aber mißfiel der Verteidigungsministerin und ihren Helfern aus den diversen Amtsstuben, denn da fehlten doch eindeutig die Lebenspartnerinnen und Lebenspartner! Was wurde also im neuen Gesetz aus dieser alten Passage?

Ehepartnerinnen und Ehepartner der Geschwister, Lebenspartnerinnen und Lebenspartner der Geschwister, Geschwister der Ehepartnerinnen und Ehepartner und Geschwister der Lebenspartnerinnen und Lebenspartner“

Wunderbar! Jetzt kann z.B. eine lesbische Soldatin, die mit einer bisexuellen Soldatin verLebensPartnert ist, deren behinderten schwulen Bruder betreuen. Montags bis mittwochs schießt sie mit dem G36 und verbrennt sich dabei die Hände, den Rest der Woche ist sie „auf Teilzeit“ und ärgert sich über den 2. Partner ihrer bisexuellen Lebenspartnerin, der in der freien Wirtschaft arbeitet und keine Zeit zur Betreuung des behinderten Bruders hat.

Wenn das nicht ungerecht ist!

Aber eigentlich sollte die Bundeswehr ja in der Lage sein, die Bundesrepublik Deutschland bei einem Angriff von außen zu verteidigen. Verfolgt man die Meldungen über Serien von Ausrüstungspannen bei Panzern, Sturmgewehren und Hubschraubern (um nur mal drei zu nennen!) und schaut sich dann dieses
Bundeswehrattraktivitätssteigerungsgesetz an, so könnte man wie Henryk M.Broder auf die Idee kommen, die Bundeswehr gleich ganz abzuschaffen:

Man könnte sie natürlich auch abschaffen, das Verteidigungsministerium auflösen, und durch einen Anrufbeantworter ersetzen: „Liebe Angreifer, bitte beachten sie, wir haben soeben kapituliert. Machen Sie es sich bequem und achten Sie bitte auf Ihren CO2-Fußabdruck.“

Anmerkungen und Links

[1] Henryk M. Broder: Das ist ja irre! Mein deutsches Tagebuch
[2] Bundeswehr-Attraktivitätssteigerungsgesetz
[3] Rindfleisch­etikettierungs­überwachungs­aufgaben­übertragungs­gesetz
[4] Der SPIEGEL: Beschluss im Schweriner Landtag: Längstes Wort Deutschlands hat ausgedient
[6] Bremer Sprachlog
[7] Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaftsgesetz – VIFGG
[8] Vermögenszuordnungszuständigkeitsübertragungsverordnung – VZOZÜV
[9] Gefechtshelm hat ’ne Schraube locker
[10] Rüstungsprojekt der Bundeswehr: Neue Mängel beim Kampfjet „Eurofighter“
[11] Zwölf Gründe, warum Bundeswehrprojekte so oft schiefgehen
[12] Probleme mit Bundeswehr-Waffen: Das G36 ist nicht allein
[13] Neues Maschinengewehr MG5
[14] Noch mehr Ärger mit dem Militärhubschrauber
[15] Bundeswehr erwägt Modernisierung des G36

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Sprachfeminismus in den „Notizen vom Birklehof“


Zweimal im Jahr bekomme ich Post aus Hinterzarten im Schwarzwald. Im Briefkasten liegen dann die „Notizen“ der Schule Birklehof, jenes Internats, in dem ich 3 Schuljahre bis zum Abitur verbrachte. Diese Jahre waren zum Teil sehr erholsam, befreiten sie mich doch von dem strengen, autoritären Schulgeist des städtischen Gymnasiums in Gevelsberg, das ich zuvor 6 Jahre lang besucht hatte.

Am Birklehof ging es in vielen Dingen ungezwungener zu: kein militärischer Drill im Sportunterricht, ein Riesenangebot an musikalischer Betätigung und ein angenehm freundlicher und direkter Kontakt zu Lehrern und Erziehern. Doch ist mir schon damals aufgefallen, daß es unter der Decke der auf Elterntagen und Abiturfeiern demonstrierten heilen Birklehof-Welt ganz schön brodelte.

Das mag damit zusammenhängen, daß wir als „68er“ nicht gerade besonders träge waren, wenn es darum ging, die „Erwachsenen“ zu provozieren, die Lehrer, die Mentoren, die Eltern, kurz eben alle, die uns damals so auf den Geist gingen. Aufgemalte Hakenkreuze auf der direkt am Birklehof vorbeiführenden Bundesstrasse nach Freiburg, nächtens mit Ölfarbe vollgeschmierte Lehrerautos und Sauforgien im Jazzkeller unter der Turnhalle gehörten zu jenen Ereignissen, die von den Verantwortlichen dieser Schule am liebsten totgeschwiegen wurden. Am unangenehmsten war es ihnen, wenn sich Schüler auf einer offiziellen Veranstaltung der Schule kritisch äußerten: wenn sie z.B. anstatt eines Gebetes aus der damals populären „Mao-Bibel“ vorlasen oder in einer Abiturfeier zum Entsetzen der Lehrer und Hauserwachsenen die fehlende sexuelle Freiheit beklagten.

Das alles ist jetzt mehr als 48 Jahre her, und es hat sich einiges in der Welt geändert. Aber eines ist seitdem gleich geblieben: Lehrer, Erzieher und Mitarbeiter des Internats unterliegen nach wie vor dem gesellschaftlichen Mainstream. Waren sie 1966 noch stockkonservativ, wie wir es als 68er damals empfanden, so sind sie heute stramme Gutmenschen.

Um auf diesen Gedanken zu kommen, reicht ein Blick in die halbjährlich von der Schule Birklehof an alle interessierten Alt-Birklehofer (also ehemaligen Schüler) verschickten „Notizen vom Birklehof“. Dort begegnet uns z.B. Petra Gerster [2], Hauptmoderatorin von ZDF-Heute, die eine „auf ökonomische Verwertbarkeit verengte Sicht von Bildung“ beklagt und für eine „umfassende Charakterbildung“ plädiert. Solche Sprüche kommen bei den Birklehof-Verantwortlichen gut an, nicht nur weil Petra Gerster auch mal Lehrerin werden wollte, sondern auch deshalb, weil der Birklehof schon immer großen Wert auf eine klassische humanistische Bildung legte. Und es war schon immer unter der Würde des Birklehof-Lehrers bzw. Mitarbeiters, an so etwas wie ökonomische Verwertbarkeit auch nur zu denken. Hier dachte man lieber an altgriechische Philosophen oder Goethes Farbenlehre und nahm abends im Eßsaal an Übungen in anthroposophischer Bewegungskunst (Eurythmie) teil.

Zwar sind inzwischen Latein und Griechisch keine Pflichtfächer mehr, und man achtet auch darauf, daß das Schulgeld von 2600,- Euro pro Monat für die internen Schüler gezahlt wird.
Das tat man allerdings auch schon vor 50 Jahren, insofern hat sich nicht viel geändert.

Aber wer die Berichte in den „Notizen vom Birklehof“ aufmerksam studiert, sieht sofort, warum gerade Leute wie Petra Gerster oder auch Richard David Precht (Monogam wurde der Mensch durch die jüdische Seuchenmoral) in diesen Heften gerne zitiert werden [2]. Denn worum geht es in fast allen Beiträgen der Notizen vom Birklehof? Man ahnt es schon:

Literatur, Kunst, Philosophie, Wandern im Schwarzwald,Theater, Musik, Tanz und Inszenierung, alte Sprachen, Sport.

(Foto links: Winter 1977, Neubirkle) Daneben gibt es natürlich noch Berichte über den Weihnachtsmarkt, über Mitarbeiter, die in den Ruhestand gehen und neu eingestellte Lehrer. Wer aber Beiträge über die Schulfächer Mathematik, Physik, Chemie, Biologie oder Informatik sucht, blickt vergebens in diese „Notizen“. Das ist den Verfassern dieser Hefte offensichtlich schon zu sehr „ökonomisch verwertbar“, womöglich zu „materialistisch“. Lediglich bei neu eingestellten Mitarbeitern für naturwissenschaftliche Fächer macht man da gezwungenermaßen eine Ausnahme, ansonsten schreiben Altbirklehofer wie Viktoria Brigitte von Bonin (früher Roth) in den „Notizen“ lieber darüber, wie schön es doch war, als sie beim Altbirklehofer Treffen feststellte, daß sie nicht die einzige in der Runde mit einer 5 in Mathe war (es waren sogar 10 von 13 Anwesenden, die sich über eine 5 in Mathe freuten).

Doch all diese schönen Berichte über

  • „Griechisch-Seminare für Eltern“,
  • „Erlebnispädagogik beim Nachmittagssport“ oder
  • „Tanz und Inszenierung als Klassenarbeit“

mit ihren vielen Fotos könnte man ja noch ertragen, würde man nicht auf jeder Seite durch einen unerträglich konsequenten Sprachfeminismus gequält. Denn wer sich die von der Redakteurin Hanna Kneser (einer Angestellten der Schule Birklehof) als „Notizen“ verschickten Informationsblätter durchliest, bekommt den Eindruck, als habe ein Art feministische Reichsschrifttumskammer der Redaktion Vorgaben für die Veröffentlichungen gemacht. So kann man u.a. im Notizenheft vom September 2011 128-mal die Sprachkombination „Schülerinnen und Schüler“ lesen. Das wäre ja noch ertragbar, aber es kommen weitere sprachliche Verrenkungen dazu:

(Foto links: Blick auf das sog. „Haupthaus“ im Januar 1977)Da ist von Mitschülerinnen und Mitschülern die Rede, von Teilnehmerinnen und Teilnehmern, Bundessiegerinnen und Bundessiegern. Lehrende unterrichten Abiturientinnen und Abiturienten, Mitschülerinnen und Mitschüler werden von Mentorinnen und Mentoren betreut, Sportlerinnen und Sportler trainieren gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, es wimmelt von Kolleginnen und Kollegen, Unterhausbewohnerinnen und -bewohnern, Unterstufenschülerinnen und -schülern und Oberstufenschülerinnen und -schülern. Unter den Birklehofschülerinnen und -schülern gibt es auch Norwegenfahrerinnen und -fahrer, die wahrscheinlich keine Sechstklässlerinnen und -klässler sind, sondern eher der Oberstufe Zuzuordnende.

In dem verkrampften Bemühen, immer auch die weibliche Form mit zu erwähnen (und das natürlich immer an erster Stelle vor der männlichen), unterlaufen den Redakteuren dieser „Notizen“ z.T. groteske grammatikalische oder auch Schreibfehler (oder sie vergessen ihre eigenen Sprachvorschriften). So schreiben sie z.B.

  • … besprach sie gemeinsam mit ihren Schülerinnen und -schülern die Ziele [2]
  • Fast alle Schülerinnen und Schüler waren Fahrschüler [6]

Da fragt man sich dann schon, wie ein Deutschlehrer an dieser Schule einen solchen geschriebenen Satz benoten soll.

Es mag zwar sein, daß Lann Hornscheidt, „Professx“ für Gender Studies und Sprachanalyse am Zentrum für Transdisziplinäre Geschlechterstudien der Humboldt-Universität in Berlin, diese Art der Schreiberei als „geschlechtergerecht“ oder „nicht zweigendernd“ empfindet, es könnte aber auch sein, daß es Leser der Birklehof-Notizen gibt, die den extremen Sprachfeminismus in diesen Heften als Sexismus wahrnehmen und die katzbuckelnde Unterordnung der Schuldirektoren und Mitarbeiter unter diese feministische Genderposse nur lächerlich finden.

Oder was soll man wohl denken, wenn man folgenden Satz in einem Schreiben des Birklehofs an ehemalige Schüler liest:

Unsere Lehrerinnen und Lehrer, Hauserwachsenen und Mentorinnen und Mentoren stehen den Schülerinnen und Schülern als Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner zur Verfügung.

Anmerkungen und Links

Alle Fotos in diesem Artikel sind Eigentum des Verfassers.

[1] Die Neue Rheinische Zeitung in „Über uns“
[2] Birklehof-Notizen, Ausgabe September 2011
[3] Wikipedia über Petra Gerster
[4] Elite-Internat Birklehof: Vorwürfe gegen ehemaligen Schularzt
[5] Wikipedia über das Internat Birklehof
[6] Birklehof-Notizen, Ausgabe März 2012

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Doppelnameritis

Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz führte heute Frau Dr. Britta Knüllig-Dingeldey in Hildesheim in das Amt der Präsidentin des Landgerichts ein und verabschiedete ihren Vorgänger, Dr. Ralph Guise-Rübe.

Man glaubt es erst gar nicht, aber dies war ein Ausschnitt aus einer echten Pressemitteilung des niedersächsischen Justizministeriums. Das könnte dann – fiktiv – z.B. so weitergehen:

Nach ihrer Rede sprach Justizministerin Niewisch-Lennartz mit der ehemaligen Justizministerin Leutheuser-Schnarrenberger über die Auswirkungen des neuen 4-fach-Namen-Gesetzes auf die Bundesdruckereien. Am Gespräch beteiligt waren auch Marianne Burkert-Eulitz, Sprecherin für Kinder, Jugend und Familie von Bündnis 90/Die Grünen, Rita Knobel-Ulrich, Autorin und Filmemacherin, und Katrin Göring-Eckardt, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages.

Michael Grosse-Brömer, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, und Petra Bosse-Huber, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland sowie Elisabeth Winkelmeier-Becker, CDU-Kreisvorsitzende Rhein -Sieg, haben nach dem Gespräch von Niewisch-Lennartz mit Leutheuser-Schnarrenberger und Burkert-Eulitz über die fehlende Bereitschaft der Politiker geklagt, ein neues fortschrittliches 4-fach-Namen-Gesetz auf den Weg zu bringen. Die Bedenken der Bundesdruckerei leuchten ihnen nicht ein.

Deren Chef nämlich, Dr. Eggertman-Dödel, hatte zusammen mit Prof. Hornscheidt-Sudel und Verwaltungschef Müller-Blasberg auf den erhöhten Papierverbrauch hingewiesen. Dr. Eggertman-Dödel, Niewisch-Lennartz und Hornscheidt-Sudel wollen nun mit dem Wissenschaftler_Innen-Rat der Uni Hannover eine nachhaltige Lösung dieses Problems mit dem Ziel schaffen, leicht lesbare und verständliche Behördenformulare zu erstellen. Leutheuser-Schnarrenberger warnte Eggertman-Dödel, Niewisch-Lennartz und Hornscheidt-Sudel vorbeugend aber schon mal vor den Angriffen von Prof.Dr. Kratzmann-Streuselkuchen und dessen Mitarbeiterin Dr. Ines Pohl-Witzigmann, die im Finanzministerium die Ausgaben der Bundesdruckerei kontrollieren. Diese, so meinte Frau Leutheuser-Schnarrenberger, hätten kein Verständnis für 4-fach-Namen und wollten grundsätzlich bei Doppelnamen bleiben.


Anmerkungen und Links

[1] Amtseinführung der neuen Präsidentin des Landgerichts Hildesheim
[2] Grüne nominieren Antje Niewisch-Lennartz als Justizministerin

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Avishai Cohen

(Klicken Sie links auf das Bild, um diesen wunderbaren Ausschnitt aus einem Konzert von Avishai Cohen zu hören)
Im jüdischen Kalender / 2009-2010 (5770) / 27.Jahrgang (Herausgeber: Henryk M. Broder) gibt es einen Hinweis auf den israelischen Bassisten Avishai Cohen:

Es gibt viele israelische Songs, die auf russischen Songs basieren. Osteuropäische Melodien, versehen mit hebräischen Texten. Das wurde zu einem Folk-Idiom in Israel. Dann gibt es Komponisten, die den mediterranen Sound und die arabischen Rhythmen der Darabouka mit westlichen Harmonien verbanden. Das brachte einen speziellen Sound hervor. Dieser Sound bin ich.

Ja, dieser Sound ist Avishai Cohen. Und um ihn zu höhren, klicken Sie auf den obigen Youtube-Link und hören der wunderbaren Musik zu, die Avishai Cohen mit seinem Schlagzeuger Itama Doari, dem israelischen Pianisten Shai Maestro sowie dem Gitarristen Itamar Doari und der Sängerin Karen Malka auf den Leverkusener Jazztagen 2009 auf der Bühne produziert hat.

Es gibt nur wenige Musiker, die einen Jazz-Begeisterten wie mich „vom Hocker reißen“ können. Dazu gehört eindeutig Avishai Cohen. Dabei liegt es nicht nur an meiner Begeisterung für das Land Israel, daß ich die Musik dieses Bassisten so beeindruckend finde. Denn unabhängig von den wundervollen Gesängen in jüdischer Sprache auf der obigen Aufnahme beeindrucken mich dort vor allem seine Kompositionen, die Arrangements und die Zusammenarbeit mit den anderen Musikern. Da offenbart sich eine gewaltige musikalische Kraft.

Bei seinen Improvisationen, sofern sie ausschließlich mit dem Bass produziert wurden, bin ich eher zurückhaltend. Ich bin kein Baß-Spezialist. Da ich aber in den vergangenen Tagen zufällig in Berlin Erberhard Weber gesehen und gehört habe, möchte ich auch Avishai Cohen ein Kompliment machen: dein Spiel auf dem Bass hat mich schwer beeindruckt und ich werde mich bemühen, für deinen nächsten Besuch in Deutschland eine Konzertkarte zu bekommen!

Aber was ist eigentlich das besondere an dieser Musik? Was hat mich an der Musik von Shai Maestro, Itamar Doari und Karen Malka so stark beeindruckt? Es ist, wie immer in solchen Fällen, eine spezielle Mischung aus modalem Jazz und einfachen Harmonien, besonders Moll-Harmonien. Avishai Cohen beherrscht den Umgang mit solchen gefühlsgängigen Harmonien perfekt. Er komponiert und arrangiert in einer Art und Weise, die niemand einfach so mal „ad acta“ legen kann. Und so bleibt er auch im Gehör haften!

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