Überfall mit dem Joghurtbecher: Ulrike Putz at it’s best

Ulrike Putz und Erhard Arendt

Wenn die Nahost-Korrespondentin Ulrike Putz auf Spiegel-Online von extremistischen israelischen Siedlern, besorgten Müttern der Kassam-Raketenbauer oder „Beiruts Hisbollah-Viertel – Ein Stadtteil in Leichenstarre“ schreibt, kann sie sicher sein, daß ihr Artikel eine Stunde nach Erscheinen auf den Internetseiten genau jener Leute erscheint, die sich hauptberuflich der „Israelkritik“ widmen und nach Beweisen für ihre Kritik auf anerkannten überregionalen Medien suchen. Ein besonders eifriger Sammler der Putz’schen Artikel ist der geschwätzigste unter den Antizionisten im Internet, der Kunsterzieher, freischaffende Plastiker und Grafiker Erhard Arendt, ein Mensch, der wie viele andere im Ruhestand von morgens bis abends mit runtergelassenen Hosen gegen Israel und das internationale Finanzjudentum anstinkt. [4] Arendt ist der Meinung, daß in Israel ein rassistisches, gewalttätiges und von Geheimdiensten gesteuertes Militärregime herrscht, und um das zu beweisen, ist ihm kein noch so blöder Link zu schade: alleine auf seiner Einstiegsseite hat er nicht weniger als 236 HTML-Links verdrahtet, die von Siedler setzen wilde Eber frei über Deutsche Akademiker: „Israel nicht mehr blind unterstützen“ bis zu Israelische Friedensaktivisten bringen Nahrungsmittel nach Gaza reichen.

Unmoralische Vorfälle in der Armee

Und wenn dann Ulrike Putz auf SPIEGEL-Online von einer „Tabubrecherin“ in Gestalt der ehemaligen Soldatin Dana Behar berichtet, die von „unmoralischen Vorfällen“ in der Armee schockiert war und meinte, sie sei „in einer Machowelt“ gelandet, in der „Frauenthemen wie Menschenrechte“ keinen Platz haben, dann ist das Wasser auf Erhard Arendts Mühlen und einen neuen Link auf seinem Internet-Schmuddelplatz wert.

In der Nahost-Korrespondentenriege deutschsprachiger Medien befindet sich die Hamas-Bewunderin Ulrike Putz[5] in guter Gesellschaft: Ob es sich um den ARD-Korrespondenten Carsten Kühntopp aus Amman handelt, André Marty vom Schweizer Fernsehen SF, Monique Junker von N24/SAT1 Jerusalem oder Bettina Marx, Tel Aviv-Radio-Korrespondentin der ARD, sie alle eint die Abscheu vor dem Staat, aus dem sie berichten und in dem es sich doch so gut leben läßt. Doch keiner spricht so geschickt unterschwellig die Emotionen der Medienkonsumenten an wie Ulrike Putz, die Nahostkorrespondentin des SPIEGEL mit Sitz in Beirut, wenn sie mal wieder im Taxi mit einem „Studenten“ zur Raketenwerkstatt des Dschihad fährt und sich dabei angeregt mit dem jungen Mann unterhält, der tagsüber Geografie studiert und nachts sein Scherflein zum „Dschihad“ beiträgt.[7] So was gefällt Ulrike Putz, die anscheinend einen besonderen Draht zu palästinensischen Studenten hat, die während der Vorlesung schlafen und nachts in den heiligen Krieg ziehen [6]. Dabei sind Ausdrücke wie „In den heiligen Krieg ziehen“ bzw. “ sein Scherflein zum Dschihad beitragen“ nichts anderes als Umschreibungen für terroristische Aktivitäten, die auf diese Weise zu einer Bagatelle herabgestuft werden und ihre Akteure in einem geradezu sympathischen Licht erscheinen lassen. Und dass die Jungs vom Islamischen Dschihad mit dem von Israel gelieferten Dünger den Raketentreibstoff herstellen, ist zwar keine Bagatelle, aber eher schon ein schadenfrohes Grinsen wert:

Dünger für den Raketentreibstoff


Auf einem Gaskocher steht ein Suppenkessel bereit, an der Wand hoch liegen hebräisch beschriftete Säcke gestapelt. „Dünger für den Raketentreibstoff“, sagt Abdul und grinst. „Beziehen wir aus Israel.“
Abdul ist 22, groß und schlaksig wie er ist, würde er auch für 16 durchgehen. Seit dreieinhalb Jahren ist er Raketenbauer, Hunderte von Kassams hat er gefertigt, sagt er.

Tja, der Abdul. Den würde Mutti Ulrike am liebsten gleich adoptieren und bei sich in Beirut als Gärtner beschäftigen, denn hier, im nördlichen Gazastreifen, in dieser Gartenhütte mit den Düngersäcken von den doofen Israelis, da kann er ja leicht mal bei einem Angriff eines israelischen Kampfhubschraubers ums Leben kommen, aber das haben die Teilzeitstudenten ja schon einkalkuliert:


„Ich hätte meine Frau anrufen sollen“, sagt er nach einer Weile. „Sie soll schon mal nach einem neuen Ehemann Ausschau halten.“

Und das sollen Terroristen sein? Diese Witze reißenden, großen schlaksigen Studenten? Sind es nicht vielleicht doch junge Männer, denen keine andere Wahl bleibt, als den Kampf gegen Israel mit der Waffe zu führen. „Entweder wir gehen in den Widerstand, oder sie behandeln uns wie Sklaven.“ Er mache sich schon Gedanken, wer von seinen Geschossen getroffen würde. „Wenn wir Soldaten töten, sind wir mehr als glücklich“, sagt er. „Wenn es ein Kind trifft, sind wir natürlich nicht froh.“

Da ist der Hamas-Bewunderer Ulrike Putz sicher ganz warm ums Herz geworden: die sind doch gar nicht so, wie die westliche Presse immer behauptet!


Es sei aber nun einmal so, dass man mit einer Kassam nicht zielen könne. „Und guck dir die Israelis an, die haben F-16 und Apache-Helikopter und könnten wunderbar genau schießen. Und trotzdem töten sie unsere Frauen und Kinder.“ Abdul denkt kurz nach. „Kinder dürften in keinem Krieg dieser Welt getötet werden“, sagt er, der selbst noch keine hat.

100 Kassam-Raketen pro Tag

Nun gibt es auf dem internationalen Waffenmarkt relativ billig zu erwerbende Zielgeräte, und an Geld und Phantasie mangelt es den Herren Studenten ja nicht. Wenn sie pro Nacht nach eigenen Angaben „bis zu 100“ Kassams produzieren – und das nur diese kleine Gruppe in ihrer heimeligen Gartenlaube – und das Rohmaterial für jede Kassam etwa 500 Dollar kostet, so verpulvern die tapferen Dschihadisten pro Nacht rund 50000 Dollar, das sind im Monat 1,5 Millionen. Nehmen wir weiterhin an, daß nur diese eine Gruppe in ihrer Gartenlaube Kassams fertigt, und vergessen wir ev. weitere Rüstungsstätten erst mal. Und rechnen wir noch 2 Monate Semesterferien, ein bißchen „Shoppen“ in Ägypten, wenn mal wieder der Zaun bei Rafah gesprengt wird und ein paar Betstunden ab, dann kostet dieser ganze Spaß aufs Jahr hochgerechnet immer noch mindestens 10 Millionen Dollar. Und da ist kein Geld für die Anschaffung einer anderen, zielgenaueren und wirklich steuerbaren Rakete drin? Oder ist nicht gerade diese Zielungenauigkeit der Kassam-Raketen das speziell terroristische Element an ihnen?

Warum konfrontiert die Interviewerin ihre Studenten nicht mit solchen Fragen? Weil sie mit einem Bein schon lange in deren Lager steht und mit ihren Artikeln bei SPIEGEL Online alles tut, um Israel an den Pranger zu stellen und um mehr Verständnis für die Hamas und die anderen terroristischen Palästinensergruppen zu buhlen. Auch wenn sie dies nicht bewußt tut: die Pseudoneutralität, das revoluzzerhafte Abenteurertum („Es ist eine lange Fahrt durch stockfinstere Nacht, die zu den geheimen Raketenschmieden im Gaza-Streifen führt.“) und das Mitleid mit den angeblich so Schwachen sprechen eine eindeutige Sprache, auch wenn sie in Israel Menschen interviewt, vorzugsweise solche, die gegen ihren Staat schwere Anklagen vorzubringen haben.

Bei Kaffee und Quiche

In Israel fährt sie allerdings nicht zur Raketenwerkstatt, sondern sitzt z.B. mit der 26-jährigen Dana Behar in einem Café in der nordisraelischen Hafenstadt Haifa und lauscht ergriffen deren Erzählungen über die Machos beim Militär. Bei Kaffee und Quiche. Wie sympathisch ist doch diese friedliche Bistro-Frauenwelt (auch Danas Mutter ist beim Interview anwesend) und wie schrecklich sind diese grausamen israelischen Soldaten, nur wenige Kilometer weiter im Osten, die einem wehrlosen Palästinenser Joghurt ins Gesicht kippen, um ihm danach auch noch das Knie ins Gesicht zu rammen. Möglicherweise handelte es sich hier um einen Terroristen, aber solchen kleinlichen Fragen will die Bistro-Runde lieber nicht nachgehen.
Denn wichtiger ist, daß die mutige Dana als Augenzeugin dieses Verbrechens nun zu ihrem Vorgesetzten geht.
Der lässt sie nicht nur abblitzen, sondern erzählt herum, dass sie versucht habe zu petzen. Monatelang wird sie von der betroffenen Kompanie geschnitten, die Kameraden spucken aus, wenn sie Dana sehen.
Das ist schon schlimm. Aber: was passiert eigentlich, wenn ein palästinensischer Polizist bei seinem Vorgesetzten protestiert, weil ein junger Kollaborateur von seinen Kollegen gerade abgeknallt wird…Kann er sich dann auch bei Ulrike Putz ausheulen? Eher nicht, denn die ist an solchen Geschichten nicht interessiert. Außerdem würden die lieben Kollegen von den verschiedenen „Armen“ der palästinensischen Organisationen dem Polizisten schnell klarmachen, was man mit Leuten wie ihm macht: bestenfalls erschießt man ihn und schiebt der „israelischen Soldateska“ den Mord in die Schuhe, so wie man es auch mit den Frauen macht, die die Familienehre beschmutzen.

Doch Dana Behar hatte da als israelische Soldatin ganz andere Probleme.

Sie klauen Gebetsketten und Korane


„Einmal kam eine Einheit mit den Leichen zweier erschossener Terroristen zurück. Ich hatte Küchendienst und habe Lärm gehört. Hinter der Küchenbaracke standen Soldaten und haben sich gegenseitig lachend mit den Toten fotografiert. Ich habe nichts gesagt, sondern bin reingegangen und habe mich übergeben.“ ….
…. prahlen die Soldaten. „Sie zeigten mir Gebetsketten und Korane, die sie aus den durchsuchten Häusern hatten mitgehen lassen.“ Dana ist schockiert. „Mir ist beigebracht worden, dass so etwas Plündern ist.“

Die junge Israelin scheint die Armee ihres Landes mit etwas anderem verwechselt zu haben: nicht gerade die Heilsarmee, aber so eine Art internationales grün/alternatives Friedenscamp mit Frauenquote, in dem Palästinenser und Israelis ihre Probleme miteinander „diskutieren“ und abends Konstantin Wecker ein paar friedensbewegte Schmalzlieder zum besten gibt. Stattdessen musste die junge Frau noch 2 Jahre die „Hölle“ durchmachen, bis sie dann nach der Armeezeit endlich an der
Universität Haifa Psychologie studieren konnte. Sie will verstehen, wie die menschliche Psyche funktioniert, wenn „sie auf stumm schaltet“. „Es gibt in Israel ein großes Tabu: Kritik am Militär gibt es nicht, das tut man nicht.“ Dana will dieses Schweigen brechen, deshalb hat sie ihre Geschichte vor der Kamera der bekannten israelischen Dokumentarfilmerin Tamar Yarom erzählt.

Das Tabu, das nicht existiert

Spätestens hier denkt man, der Artikel sei reine Satire.
Anscheinend ist die junge Dame bisher gewissermaßen kopflos durchs Leben gegangen, denn wie sonst sollten ihr die zahllosen Tabubrecher aus der israelischen Friedens- und Frauenbewegung, die „neuen Historiker“, die linken Akademiker mit ihren vielen Diskussionen und massiver Kritik an den israelischen Streitkräften entgangen sein? Wie kann man nur jemanden mit einer solch dürftigen Argumentation als Tabubrecherin eines nicht vorhandenen Tabus hochstilisieren? Ohne den Film allerdings, so viel steht fest, und ohne die Auszeichnung des IDFA, des „Internationalen Festivals der dokumentarischen Filme“, [2] hätte Dana Behar sich an der Universität Haifa selbst therapieren müssen und wäre auch Ulrike Putz nie begegnet. Eigenartig oder auch nicht: kaum war dieser Artikel über Dana Behar am 17.02.08 auf der Titelseite von SPIEGEL Online erschienen, da wurde er auch schon erster auf der Topliste der am meisten von Lesern verschickten Artikel dieses Tages. Die Deutschen wissen eben, welche Themen wichtig sind: wenn Soldaten des Judenstaates friedfertigen Palästinensern Joghurt ins Gesicht kippen, dann ist das Terror und die Israelis haben nichts aus Auschwitz gelernt – im Gegensatz zu uns Deutschen natürlich. Und natürlich durften sich auch die Berufsantisemiten des Politikforums [3] darüber freuen, ihren zahllosen Hetz-Threads gegen Israel einen weiteren mit dem Titel „Die Tabubrecherin von Haifa“ hinzuzufügen.

Es wird Zeit, daß auch mal wieder andere Journalisten bzw. Schriftsteller bei Spiegel Online zu Wort kommen – z.B. Matthias Künzel, Tobias Kaufmann oder Leon de Winter. Oder wäre das ein Tabubruch?

Anmerkungen und Links

[1] 17.02.2008: Ulrike Putz in Spiegel Online über „Die Tabubrecherin von Haifa“
[2] 21. Internationales Dokumentarisches Filmfestival Amsterdam
[3] Politikforum zum Artikel von Ulrike Putz
[4] Sammlung von Ulrike Putzens Artikel auf der Seite von Erhard Arendt
[5] Lizas Welt über Ulrike Putz und die Hamas
[6] Abu Khaled – am Feierabend in den Heiligen Krieg
[7] In der Raketenwerkstatt des Dschihad, Ulrike Putz berichtet aus Gaza
[8] Homepage von Konstantin Wecker
[9] Homepage von Andre Marty

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