Cem Özdemir: der Islam ist nicht das Problem, es ist alles ’ne soziale Frage

Im Stadttheater von Aschaffenburg diskutierten am 08.12.2007 unter der Leitung von Guido Knopp Ralph Giordano, Necla Kelek, Aiman Mazyek, Generalsekretär des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Cem Özdemir und Rafael Seligmann das Thema: „Das Kreuz mit dem Halbmond – Zwischen Leitkultur und Multikulti“. So wurde es von Phoenix angekündigt.
(Beachten Sie bitte die vollständige Transscription der Sendung unter [6])

Guido Knopp:das Zusammenleben mit den Nichtmuslimen ist nicht immer einfach

Als Guido Knopp, oberster Geschichtslehrer des ZDF, in dessen Filmen „die Ballung deutscher Gutmenschen auf Dauer arg befremdlich wirkt“ [4] , als dieser „Wehrmachtsexperte“ also aus dem Dunstkreis seiner Dritte-Reich-Dokus heraustrat und die Diskussion zum Thema Multikulti/Islam moderierte, gab es eine kleine Überraschung: denn diesmal saßen im Publikum nicht nur die aus den Talkshows von Kerner, Maischberger und Illner so sattsam bekannten politisch korrekten Claqueure, sondern es gab auch ein paar kritisch mitdenkende Zuschauer im Publikum, und auf dem Podium saßen die Kontrahenten in einer ungewohnten Verteilung einander gegenüber: Giordano und Kelek kontra Mazyek, Özdemir und Seligman. Also zwei Islamkritiker gegen drei Dhimmis, wo doch sonst immer mindestens vier der letzteren zusammen mit dem Moderator auf die Kritiker eindroschen. Immerhin: ein Fortschritt, oder hatte da irgendwer einfach nur falsch geplant?

Aiman Mazyek: Generalsekretär, Chefredakteur und Grünhelmer

Aiman Mazyek ist nicht nur Generalsekretär des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD) und stellvertr. Vorsitzender von Rupert Neudecks „Grünhelmen“, sondern auch Chefredakteur des „Projektes“ http://www.islam.de , als dessen Träger wiederum der ZMD fungiert. Bei den Grünhelmen ist noch ein weiterer Mazyek Mitglied, nämlich Humaam Mazyek, der wiederum auf islam.de gerne Interviews mit solch illustren Antisemiten wie etwa Tariq Ramadan führt [8]. Dass Leute wie Mazyek sich bei den Grünhelmen wohl fühlen, ist kein Wunder, schließlich läßt deren Oberhelm Rupert Neudeck keine Gelegenheit aus, die „sklavische Unterstützung der Politik Israels durch die Deutschen“ zu beklagen und auf die seit immerhin 39 Jahren währende grausame Besatzung hinzuweisen – so in seinem 2005 erschienenen Buch über den Nahostkonflikt. Das ist Wasser auf die Mühlen von Mazyek, der als Chefredakteur von islam.de regelmäßig gegen seine Feinde vom Leder zieht, die er natürlich vorwiegend dort sieht, wo man den Islam als Religion für Terrorismus, Zwangsheiraten und Ehrenmorde verantwortlich macht. Egal wo man auf Mazyeks Zentralorgan www.islam.de eine Seite anklickt: überall finden sich Hinweise, dass der Islam selbstverständlich überhaupt nichts mit diesen Gewaltexzessen zutun hat. Natürlich sind es nur die sozial-ökonomischen Verhältnisse, ganz unabhängig von der Religion, die dazu führen, dass ein Bruder seine Schwester ermordet. Auf Mazyeks Internetseite [7] wird mit primitivsten Argumenten um Sympathie geworben: Ehrenmorde passierten nur gelegentlich in Familien mit islamischem Hintergrund und das Kopftuch diene der individuellen Entscheidung für Würde und Sittlichkeit der Frau.

Wenn es nicht so ernst wäre: man könnte darüber auch Tränen lachen. „Würde und Sittlichkeit der Frau“….Wer sich gegen das Kopftuch entscheidet, verhält sich also unsittlich? In welcher Welt leben eigentlich Mazyek und seine Anhänger, und warum halten es die Medien für notwendig, diesen Vertretern mittelalterlicher Moralregeln auch noch ständig ein Podium für deren Selbstdarstellung bereitzustellen? Reicht es nicht, wenn man auf Mazyeks Seite solchen Schwachsinn wie den über die Gebetszeitenformel liest:

Neue mathematische Theorie: muslimische Gebetszeitenformeln


Die Formel, die hier benutzt wird, ist sowohl vom Fiqh-Rat als auch von der „Muslim-Welt-Liga“ als zuverlässig erklärt worden. Die errechneten Gebetszeiten werden in nahmhaften Zeitschriften und Publikationen veröffentlicht; u.a. in Al-Ahram, Al-Hayat und Al-Arab und wurden von Prof. Dr. Mohammad Hawari entwickelt.

Wie man sieht, ist der Alltag der Muslime rundherum geregelt. Beten, Kochen, Arbeiten, Ungläubige abschlachten und Frauen schlagen, für alles gibt es eine genaue Anleitung. Jedes Ding zu seiner Zeit: „wissenschaftlich“ belegt von Prof.Dr. XY.

Ist also die „Entscheidung“ für das Kopftuch wirklich eine freiwillige Entscheidung? Mitnichten, denn die Kleiderordnung der Frauen wird laut Mazyeks Internet-Seite durch den Koran, Sure 24, Vers 31 vorgeschrieben, und genau darauf berufen sich die „jungen deutsche Muslime“ auf dieser Seite:

Kleiderordnung des Koran für Frauen (!)

Und sprich zu den gläubigen Frauen, daß sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren und ihren Schmuck nicht zur Schau tragen sollen – bis auf das, was davon sichtbar sein darf, und daß sie ihre Tücher um ihre Kleidungsausschnitte schlagen und ihren Schmuck vor niemand (anderem) enthüllen sollen als vor ihren Gatten oder Vätern oder den Vätern ihrer Gatten oder ihren Söhnen oder den Söhnen ihrer Gatten oder ihren Brüdern oder den Söhnen ihrer Brüder oder Söhnen ihrer Schwestern oder ihren Frauen oder denen, die sie von Rechts wegen besitzen, oder solchen von ihren männlichen Dienern, die keinen Geschlechtstrieb mehr haben, und den Kindern, die der Blöße der Frauen keine Beachtung schenken.

Frauen, die ihre Keuschheit wahren sollen, Väter, Söhne, Brüder, Gatten, männliche Diener ohne Geschlechtstrieb, und das alles noch einmal über mehrere Ebenen miteinander kombiniert, es kann einem schlecht werden, wenn man daran denkt, dass es Menschen gibt, die all das ernst nehmen. Diese Regeln stammen aus einer Zeit, in der man offensichtlich Frauen als benutzbare Gegenstände auffaßte, und ob sie überhaupt Menschen waren oder vielleicht nur Tiere, darüber war man sich auch in christlichen Kreisen nicht so sicher. Im Unterschied zum Islam hat aber das Christentum gewaltige Fortschritte durch die Aufklärung gemacht, auf die sich Cem Özdemir an diesem Abend ständig berief. Wir Westler sind also aufgeklärt und fortschrittlich, vor allem tolerant bis zum geht-nicht-mehr, und daher sollten wir endlich damit aufhören, die Muslime mit Karikaturen und mangelndem Respekt zu beleidigen:

Religionsverächter lieben den Clash, die Zerstörung und den Terror

Aiman Mazyek auf http://www.islam.de [5]
Die westliche Welt sollte mehr über das Spannungsverhältnis von Religionsfreiheit auf der einen Seite und Presse und Kunstfreiheit auf der anderen Seite diskutieren. Die Muslime sollten da auch mitmachen, war unsere Meinung, und sich nicht ausklinken. Hier unsere bescheidene Antwort, meine lieben Geschwister!

Sie als Jude, als Christ, Sie als Muslim, ja auch der Humanist sollen ihren Hut in den Ring werfen und konstruktiv am Dialog der Kulturen mitwirken und mit uns gemeinsam in Frieden „streiten“.
Und zu Stellvertreterdebatten sagen wir entschieden: Nein Danke! Denn es geht nicht in erster Linie darum, wie viel Islam die westliche Welt verträgt, sondern hauptsächlich darum, wie wir hierzulande mit eigenen Werten, die übrigens zum größten Teil den gemeinsamen Werten der drei monotheistischen Religionen entstammen, in Zukunft umzugehen gedenken.
Menschenverächter, Kulturverächter, Religionsverächter sollen aber bitte draußen vor der Tür bleiben; sie verstehen das Geschäft der Dekadenz, der Verneinung religiösen und humanistischen Gedankens und Glaubensangelegenheiten bestens; sie sind übrigens die größten Profiteure des Karikaturenstreites, denn sie lieben den Clash, sie lieben die Zerstörung, sie lieben den Terror. Wir aber nicht!

Religionsverächter lieben also den Clash, die Zerstörung und den Terror. Und, fast noch schlimmer: sie verstehen „das Geschäft der Dekadenz“, womit Muslime im allgemeinen ein ausschweifendes Sexualleben verbinden. Auch jemand wie Mazyek, der angeblich nur fünf „Basics“ als Grundlage seines religiösen Glaubens braucht, ist tief verstrickt in eine mittelalterliche Vorstellung vom menschlichem Zusammenleben verbunden mit einer reaktionären Sexualmoral, und daher reagiert er auch so massiv auf das Thema Gleichberechtigung und das, was eine Ex-Muslima wie Necla Kelek dazu sagt.

Auf Mazyeks Internetseite kann man übrigens den Koran komplett auf Deutsch nachlesen, mitsamt den Stellen, wo dazu aufgerufen wird, Ungläubige zu töten und Frauen zu schlagen, die sich ihren Männern nicht fügen.[14]

Um die Gleichberechtigung von Frauen ging es auch in der Diskussion in Aschaffenburg. Für Ralph Giordano und Necla Kelek ist das Verhältnis des Islam zu Frauen, Familie und Sexualität einer der Knackpunkte dieser menschenfeindlichen Religion.

Aiman Mazyeks neue Definiton des Islam: Basics

Für Aiman Mazyek aber sind das alles nur „Nebenthemen“, die man keinesfalls an konkreten Beispielen diskutieren sollte, denn aus denen könne man sowieso keine Rückschlüsse auf die Gesamtheit der Muslime ziehen:

Mazyek:

….Wir diskutieren über Nebenthemen, wir diskutieren über den Islam und nehmen uns Einzelfälle heraus, Einzelschicksale, wie das Frau Kelek z.B. macht, und schließt dann soz. von einem Fall einer Zwangsheirat, Ehrenmord, was wir ablehnen, was wir bekämpfen, was wir islamisch absolut äh äh äh äh nicht gut heißen, das wissen Sie (zu Necla gewandt) auch gut, genau, und daraus schliessen wir dann auf die Allgemeinheit, und setzen das Hütchen Islam drauf. Das ist Ihr ganzes Geheimnis Ihrer Arbeit (zu Necla gewandt). Und ich glaube mit dieser Pauschalisierung kommen wir nicht weiter.

Ähnlich wie Cem Özdemir benutzt allerdings Mazyek ausgiebig genau diese Methoden (Verallgemeinerung und Pauschalisierung), deren Gebrauch er anderen in diesem Gespräch heftig vorwirft:

Mazyek:

…was macht eigentlich einen Moslem aus, was glaubt der denn, was ist für ihn sozusagen, was machen die Fundamente aus? Sie sind ganz schnell zu erörtern und und und zu sagen…

  • Der Glaube an den einen Gott
  • Das Gebet zu Gott
  • Fastenmonat Ramadan
  • Die Abgabe für die Armen
  • Und wenn er kann: irgendwann mal die Pilgerfahrt

Das ist das, was meinen Islam ausmacht. Und das sind die Basics, die Fundamente. Alles, was darüber hinausgeht, ist, Herr Giordano, bitte hören Sie einfach nur zu, ist disponabel, ist disponabel.

Das ist also das, was den Islam von Mazyek ausmacht. Nicht viel, könnte man meinen, aber es ist ja noch alles mögliche „disponabel“, vom Verbrennen israelischer Fahnen über 60 Peitschenhiebe für vergewaltigte Frauen bis zur Steinigung untreuer Ehegattinnen. Über solche „Disponabilitäten“ läßt sich Mazyek nicht weiter aus, aber wenig später sind per Verallgemeinerung auf einmal alle Muslime nach dem einfachen Muster der „Basics“ des Generalsekretärs des Zentralrats der Muslime in Deutschland gestrickt, als er zu Necla Kelek sagt:

Mazyek:

Aber das glaubt die Mehrheit der Muslime. Sorry…es wird hier ständig was unterstellt, aber das glaubt die Mehrheit der Muslime. Die Mehrheit der Muslime glaubt das, was ich Ihnen darlege. Und Sie sagen ständig, dass das nicht stimmt.

Die Mehrheit der Muslime glaubt also das, was der Generalsekretär uns eben dargelegt hatte. Ein schönes Beispiel für eine unzulässige Verallgemeinerung. Das Problem für Mazyek ist nur: stellt sich ihm auf diesem Weg jemand entgegen, so ist er beleidigt und verliert, wie das bei Muslimen eben so üblich ist, schnell die Kontrolle über sich:


Ausschnitt aus der Diskussion:

Mazyek:
Herr Giordano hat gesagt: der Islam ist das Problem. Herr Giordano, ich frage Sie ganz offen:
Wo ist das Problem und wie möchten Sie gerne das Problem endgültig lösen? Das möchte ich gerne wissen.

(Mazyek spekuliert offenbar auf die Erwähnung des Wortes „Endlösung“)

Ralph Giordano: Das will ich Ihnen gerne sagen. Der Islam ist das Problem, ja. Das sage ich nicht von ungefähr.
Das kommt aus der Tiefe meines Studiums. Ich habe es mir angetan, ich rede mich jetzt vielleicht in eine Fatwa hinein, aber das ist mir ganz egal, Ich habe es mir angetan, und habe den Koran von Anfang bis zu Ende gelesen.

Aiman Mazyek:
Dann machen Sie jetzt genau das, was Herr Özdemir plädiert nicht zu tun… Sie schlagen sich mit Koranversen und Bibelzitaten…die fünf Säulen,…. wer soll was gegen die fünf Säulen haben…

Ralph Giordano: Also so geht es zu, wenn Mazyek dabei ist, ja: man kommt nicht zu Wort (Beifall)
Das ist seine Taktik, das ist seine Taktik…(Beifall)…Schaun Sie, ich will Ihnen etwas sagen:
Muslime selber sagen, der Islam ist das Problem. Safer Zenocak, der große türkische Lyriker…

Mazyek: Herr Giordano….Sie weichen mir aus…sie weichen mir aus…

Aiman Mazyek:
Sagen Sie mir, was SIE sagen, Herr Giordano….Sie weichen mir aus…sie weichen mir aus..

Ralph Giordano: Nein seien Sie ruhig…(zu Knopp: sagen Sie dem Mann, er solle…)

Erregtes Geschrei.. Knopp greift ein, sofort ruft
Mazyek dazwischen: Er hat gesagt, der Islam sei das Problem. Dann soll er doch sagen, warum….

Guido Knopp: Lassen Sie ihn das jetzt sagen…Herr Giordano darf das jetzt mal sagen…

Ralph Giordano: Vielleicht darf ich das jetzt zitieren: kaum ein islamischer Geistlicher geschweige denn ein frommer Laie ist willens oder in der Lage, das Kernproblem in der Denkstruktur des eigenen Glaubens zu sehen. Sie sind nicht bereit zur kritischen Analyse der eigenen Tradition zu einer schonungslosen Gegenüberstellung ihres Glaubens mit der Lebenswirklichkeit in modernen Gesellschaften.
Nicht die Moschee, der Islam ist das Problem, und die Krise des Islam ist etwas, was in unsere Gesellschaft hineinlangt durch diese 3 1/2 Millionen Muslime, hier.

Aiman Mazyek:
(Erregt) Wie wollen wir das lösen? Herr Knopp, er hat immer noch nicht gesagt, wie er das lösen will!
Wie wollen Sies lösen? Wie wollen Sie das Problem lösen, Herr Giordano? Wie wollen Sies lösen?

Ralph Giordano: Das will ich Ihnen sagen. Wie wirs lösen können

Aiman Mazyek:
Also endlich…wunderbar

Ralph Giordano:Selbst wenn ich mich in eine Fatwa hineinrede…sage ich…

Aiman Mazyek: Ja sie ham ja grade ne Fatwa abgegeben…

Ralph Giordano: Die Gleichstellung der Frau, das ist die zentrale Frage..

Aiman Mazyek:
Wie wollen Sie das Problem lösen…

Alle reden durcheinander…

Guido Knopp: Kinder…jetzt….Frau Kelek, die Männer streiten alle durcheinander, jetzt brauchen wir ne Frau. Wir haben folgende Tatbestände: wir sagen, das Grundgesetz steht über allem,ja, das ist notwendig, das ist anerkannt, das ist ein Ideal, ob es ein realer Zustand is, ob das in allen Fällen so in der realen Gesellschaft über allem stehend anerkannt wird, darüber lohnt es sich zu reden. Giordano sagt, nicht die Frage ist das Problem, ob das Grundgesetz mit dem Islam vereinbar ist, sondern der Islam sei das Problem.
Wie sehen Sie das auf der Basis Ihrer Studien in den muslimischen Familien in Deutschland?

Necla Kelek:
Ich finde die Frage sehr wichtig und gut, dass sie nach dem Alltag fragen, und das ist ja genau mein Thema. Ich beschäftige mich halt mit der Alltagskultur, wie diese Religion, also der Islam, in den Alltag wirkt, und die Menschen bestimmt, und zwar 24 Stunden lang. Es ist eine Religion, bei der eben nicht Glaube und Politik getrennt sind, ich kann nicht einfach mich in meinem Glauben zurückziehen und ich, ich und Gott, wie Herr Mazyek das gerade vorgestellt hat, als Individuum bin ich halt eins, …

Aiman Mazyek:
Aber das glaubt die Mehrheit der Muslime. Sorry…es wird hier ständig was unterstellt, aber das glaubt die Mehrheit der Muslime. Die Mehrheit der Muslime glaubt das, was ich Ihnen darlege. Und Sie sagen ständig, dass das nicht stimmt. (Erregte Zurufe aus dem Publikum, Kelek schweigt betroffen) Was soll ich denn nun machen (Mitleid heischend)?

(Pfiffe aus dem Publikum)

Guido Knopp: Frau Kelek!

Necla Kelek:
Im Alltag sieht es so aus, dass die soziale Kontrolle seht stark ist, dass in den Moscheen –
übrigens haben wir über 3000 Moscheen –

Aiman Mazyek:
Über 2000 – wieder Fehler

Publikum: RUUHE!!!

Aiman Mazyek:
über 2000 – wieder Fehler

Guido Knopp: Bitte!

Aiman Mazyek:
Entschuldigung…aber wenn einer sagt: über 3000…2000…das ist’n Unterschied!


Ob es das Thema „Gleichstellung der Frau“ war oder die Tatsache, dass er in dieser Diskussionsrunde nicht wie bei Maybritt Illner mit einer Mehrheit von Islam-Verstehern auf einen einzigen Islamkritiker einschlagen konnte – Mazyek verlor auf jeden Fall mehrfach die Kontrolle über sich und sammelte damit erheblich Minuspunkte bei einem Teil des Publikums, das ihn zu Recht mit Zurufen wie „Buhhh..“ stoppen wollte. Knopp, der „Oberste Befehlshaber“ der Runde, sowie sein heimlicher Stellvertreter Özdemir jedoch waren der Meinung, dass nicht der keifende Islam-Vertreter Mazyek der zentrale Störfaktor der Diskussion war, sondern diejenigen Teile des Publikums, die gegen die dauernden Unterbrechungen der anderen Sprecher durch Mazyek protestierten. Eine seltsame Verdrehung der Tatsachen. Man muß nicht ein vollständiges Transscript einer solchen Sendung lesen, um zu begreifen, dass Özdemir durch seine nachfolgenden „Ermahnungen“ des Publikums seine Solidarität mit dem Islamvertreter bekundete: die Bilder auf [1] belegen es.

Cem Özdemir, die populistische Oberquasselstrippe

Überhaupt mahnte der grüne Europa-Politiker alles mögliche an: das Publikum solle doch mehr Respekt haben (natürlich vor den Muslimen), man solle nicht dauernd mit Zitaten um sich werfen und aus Einzelbeispielen doch bitte kein falsches Gesamtbild des Islam bauen. Diese Plattheiten baute der studierte „Erziehungswissenschaftler“, genauer gesagt Kindergärtner Özdemir in einen Schwall von Worten ein, die er atemlos und nach allen Seiten gestikulierend von sich gab, eine Angewohnheit, die viele Politiker haben, wenn sie im Fernsehen von einem Moderator zur Meinungsabgabe aufgefordert werden.
Das Publikum (bis auf die „Störenfriede“, die es an „Respekt“ gegenüber dem Islam fehlen liessen) lauschte ergriffen den Erzählungen des Grünen: von seiner katholischen Ehefrau, seiner Zeit als Kindergärtner, wo er gelernt habe, dass alle Probleme im Kindergarten ihre Ursache natürlich in den sozialen Unterschieden der Familien haben, dass es ihm nur um die Verfassung gehe, dass das Grundgesetz eingehalten werden müsse, und welche Religion die Leute hätten,das sei ihm völlig egal.
Und – ach ja: gegen bin Laden ist er natürlich auch, und überhaupt, die Fundamentalisten müsse man bekämpfen. Aber das wollten ja alle – auch er. Und das Publikum. Rauschender Beifall!
Und damit die muslimischen Jugendlichen nicht von irgendwelchen „Halbimamen“ unterrichtet werden, hatte Özdemir noch folgenden Vorschlag:

Cem Özdemir bei Phoenix:

…deshalb finde ich es auch richtig, daß wir künftig Imame selber ausbilden, an deutschen Universitäten, in deutscher Sprache, auf der Basis unserer Verfassung und nicht die Lehre von woanders herholen.

Mitnichten: an Universitäten hat die Ausbildung von Geistlichen nichts zu suchen. Religion welcher Art auch immer hat sowieso nichts mit Wissenschaft zu tun und sollte daher nicht an Universitäten gelehrt werden. Es gäbe genügend andere Möglichkeiten, Imame oder Geistliche anderer Religionsgemeinschaften in eigenen „Hochschulen“, die einer strengen staatlichen Kontrolle unterstehen sollten, auszubilden.
Davon abgesehen wäre es allerdings staatlicherseits viel wichtiger, Verbände wie den Zentralrat der Exmuslime zu unterstützen, um möglichst viele Muslime davon zu überzeugen, daß ihr Glaube es nicht wert ist, an ihm festzuhalten und daß es in einer freien Gesellschaft sogar möglich ist, sich von ihm loszusagen, ohne daß einem dann irgendwelche „Halbimame“ die Gurgel durchschneiden.

Eigentlich hätte an diesem Abend nur noch die Aussage gefehlt, er, Özdemir, sei selbstverständlich „gegen den Krieg“. Auch das hätte das Publikum beklatscht. Der Ex-Bundestagsabgeordnete hat gelernt, wie man sich beim Wahlvolk beliebt macht:

Viel und schnell reden, öfters mal die Schwiegermutter und die Ehefrau erwähnen, und schon ist man mit 2196 Worten an diesem Abend zur populistischen Oberquasselstrippe gekürt.

Das klappt auch deshalb so hervorragend, weil normale Menschen ein schlechtes Gedächtnis haben, was die unendlich vielen Skandale der Politiker betrifft. Wer weiß schon noch genau, was bei den Skandalen der 70er, 80er und 90er Jahre wirklich passierte? Fibag, Starfighter, Flick, Spiegel, Streibl, alles schon wieder vergessen…
Dabei liegt der Rücktritt des grünen Bundestagsabgeordneten Özdemir im Gefolge der Hunzinger-Affäre noch gar nicht so weit zurück: Juli 2002. (Genaueres im Anhang unter [14]).

Warum hätte die Erwähnung aller dieser Ereignisse an diesem Abend irgendjemanden beeindrucken sollen? Ist das nicht alles zutiefst menschlich-banal? Schon, aber es gehört eben zum Gesamtbild, und das setzt sich nun mal aus vielen Einzelbildern zusammen. So wie der Islam. Warum soll man nicht aus dem Koran zitieren, sich die Aussagen von arabischen Politkern durchlesen und aufschreiben (um sie später zitieren zu können), warum darf man nicht Bezug nehmen auf antisemitische Kindersendungen im palästinensischen Fernsehen, warum möchten Özdemir & Mazyek nichts von Angriffen muslimischer Jugendlicher auf jüdische Kindergärten, Frankfurter Rabbiner oder Münchner Rentner hören, warum ist gerade Özdemir, der studierte Erziehungswissenschaftler, so ablehnend gegenüber einer differenzierten Betrachtungsweise des Problems „Islam“? Es müßte ihm doch bekannt sein, daß aus vielen kleinen Eindrücken sich unser Gesamtbild formt, und das gilt genauso für eine allgemeine Aussage über eine Ideologie. Wer behauptet, daß Juden für alle Übel der Welt verantwortlich sind, führt in der Regel ja auch allerlei Beispiele an, um seine Behauptung damit zu stützen.

Rafael Seligmann: ich habe nichts gegen Moscheen.

Das genaue Gegenteil der Oberquasselstrippe Özdemir war an diesem Abend der „Musterjude“ Rafael Seligmann, dem die zweifelhafte Ehre gebührt, schon dreimal „Schmock der Woche“ bei Henryk Broder gewesen zu sein. Seligmann wirkte auf der Talk-Show-Bühne wie eine Mischung aus dem Mecky-Waldschrat der HÖR-ZU der 60er Jahre und einer jüdischen Ausgabe von Daniel Düsentrieb, der sich bei schlechter Konjunkturlage für Erfinder gerne mit einem Dauergrinsen auf Kundenfang begab – Düsentrieb mit einem Gerät, das ihm die Mundwinkel zu den Ohren hin hochzog und Seligmann mit einem von Geburt an eingefrorenen Grinsen. Man wird den Eindruck nicht los: Das Dauergrinsen hat er den Esoterikern als typische Verteidigungshaltung gegen Angriffe von außen abgeschaut. Selig vor sich hinlächelnd fand Seligmann nichts negatives an Moscheen, sondern eher an deren Kritikern wie Ralph Giordano, dem er vorwarf, er mache sich „als Jude zur Stimme des Volkes“. Da könne er, so sehr er ihn achte, nicht zustimmen. Und außerdem sei für ihn die Menschenwürde das wichtigste überhaupt. Neben Religionsfreiheit und „Freiheit der Herkunft“.

Mit solchen tiefliegenden Einsichten hat sich Seligmann schon immer in die Herzen der deutschen Chefredakteure eingeschleimt.
Mal engagiert er sich für eine Freigabe von Hitlers Buch ‚Mein Kampf‘ in Deutschland [11], mal für eine deutsche Übersetzung der Finkelsteinschen „Holocaust-Industrie“, und dann wieder empfiehlt er den Deutschen, doch von ihrer „neudeutschen Bescheidenheit“ runterzukommen und wieder „eigenständige außenpolitische Interessen“ zu vertreten, anstatt hinter Großbritannien, Frankreich und den USA hinterherzudackeln. Und Schriftsteller ist er auch noch, jedoch „in erster Linie ein schlechter Schriftsteller, der mangelndes Talent mit der Umtriebigkeit eines Lutz Rathenow kompensiert und der sich auf diese Weise selbst in seriöse Zeitungen hinein ramentert und arglose Redakteure so lange belatschert, bis sie entnervt die Segel streichen.“ [2] Wie jeder Publizist, Schriftsteller, Journalist, Politologe und Zeithistoriker (Seligmanns Berufe) muß natürlich auch er ein Buch über Hitler schreiben: „Hitler. Die Deutschen und ihr Führer“. Neben vielen anderen Verrissen (Klaus Hildebrandt von der ZEIT: Nichts neues über Hitler) hat es Angela Gutzeit von der Frankfurter Rundschau auf den Punkt gebracht, was von diesem Buch zu halten ist: die Studie sei „eine Art Geschichtslesebuch, das überwiegend längst Bekanntes zusammenträgt“, Seligmann habe einen „ständig spürbaren Drang zur Provokation“ und insgesamt sei dies ein Buch mit viel Effekthascherei, aber wenig Erkenntnisgewinn.
Doch Seligmann ist ein Trittbrettfahrer, der auf jeden Zug aufspringt, der sich ihm anbietet, selbst wenn der Lokführer Mohammed heißt und das Fahrtziel die Diktatur des Islam ist. Und daher versteht er die ganze Aufregung um den Kölner Moscheebau nicht so richtig, hat noch nie etwas von seiner Nachbarin Necla Kelek gehört und freut sich über die vielen neuen Freunde aus dem islamischen Lager.

Dagegen hat Necla Kelek immer weniger Freunde in diesem Lager. Das ist auch kein Wunder, denn für sie ist nicht der Islam als Religion das Problem, sondern der Islam als eine unaufgeklärte, antiwestliche und separatistische politische Ideologie, die gegen die deutsche und westliche Gesellschaft gerichtet ist und die Weltherrschaft anstrebt. Moscheen, das stellte Kelek mehrmals klar, seien keine sakralen Rückzugsmöglichkeiten für einen muslimischen Gläubigen, sondern nichts anderes als islamische Städte, in denen die Muslime ihre Kultur ausleben wollten. Als besonders problematischen Teil dieser Kultur hob sie die Einstellung des Islam zu Familie, Frauen und Sexualität hervor. Im Islam gebe es einen „Zwang zur Ehe“, und jede Sexualität, die ausserhalb der Ehe stattfinde, sei laut Koran unrein und werde mit 80 Peitschenhieben bestraft. Ein selbstbestimmtes Recht wie im Westen, wo Frauen und Männer sich ihre Partner selbst aussuchen dürfen, gebe es im Islam nicht. Dort würden die jeweiligen Familien darüber entscheiden, welcher Mann mit welcher Frau zusammenleben dürfe. Es handele sich also um „arrangierte“ Ehen, die dann (u.a.) die Brutstätte für die viele Gewalt in muslimischen Haushalten sei.

Necla Kelek

…im Islam ist es nach dem 11. Lebensjahr schon bereits vorgesehen, so wie es im Iran sogar gesetzlich ist, daß muslimische Mädchen schon verheiratet werden, damit sie kein Unheil oder Chaos in der Gesellschaft anrichtet. Der Islam sagt, daß die Menschen ihrer Triebe nicht Herr sind, sie nicht beherrschen können, also müssen sie von außen, von der Gesellschaft kontrolliert und in bestimmte Bahnen gelenkt werden.

Während ihr Nachbar Aiman Mazyek mit Schaum vorm Mund sie ständig zu unterbrechen versuchte, blieb Kelek äußerlich völlig ruhig, und das, obwohl sie hier eines der widerwärtigsten Kapitel aus dem Islam angesprochen hatte, ein Thema, das dieser Tage von Leon de Winter im SPIEGEL in Erinnerung gerufen wurde:


Es gibt Menschen, die dieses Bild (das Foto im SPIEGEL zeigte einen Moslem mit seiner minderjährigen Frau) ansehen und einfach weiterleben können. Ohne Ekel, Brechreiz und Wut. Was wir sehen, ist heftigste Barbarei. Aber ein leichtfertiger kultureller Realitivismus – der in unserer Zeit die Erscheinungsform dekadenter Gleichgültigkeit angenommen hat – läßt viele Menschen wegschauen. Sie wenden sich ab von dem Anblick eines 11-jährigen Mädchens, das von dem Mann, der neben ihm sitzt, vergewaltigt werden wird.

Immer wieder versuchen Muslime wie Mazyek, Özdemir oder der berüchtigte Tariq Ramadan solche Ereignisse als „Ausnahmen“ darzustellen, die für die Mehrzahl der Muslime genauso erschreckend und inakzeptabel wie für einen Westeuropäer seien. Necla Kelek hat in einem brillant geschriebenen Essay [13] diese Versuche als Täuschung entlarvt:


Tariq Ramadan ist nicht gemäßigt, auch wenn er westlich weichgespülte Rhetorik beherrscht, sein Weltbild ist „ohne Zweifel“ das eines Konservativen. Er mobilisiert, wie Ralph Ghadban analysiert, „das gesamte Repertoire von Argumenten, die auf das schlechte Gewissen des Westens zielen“. Er ist, wie seine Schriften belegen, gegen die Aufklärung und die Trennung von Staat und Religion. Er redet von Reform, will aber nur, dass der Westen sich dem Islam anpasst. Er will Integration, meint damit aber, dass der Westen sich in das ewige Universum der Muslime integriert. Er redet von Freiheit, meint damit aber nur die Freiheit den Islam zu leben. Er ist gegen eine Neuerung des Islam, denn seine „Religion ist ohne Fehler“ wie der türkische Ministerpräsident Erdogan es formuliert.

Da sind beide noch heute ganz bei Mohammed, der vor über 1400 Jahren laut einer Überlieferung gesagt haben soll: „Die übelsten Dinge sind die Neuheiten. Jede Neuheit ist eine Neuerung, jede Neuerung ist ein Irrtum, und jeder Irrtum führt ins Höllenfeuer.“


[1] Jetzt auf Phoenix: Diskussion über Islamisierung
[2] Klaus Bittermann über Rafael Seligmann
[3] Manfred Messerschmidt über Guido Knopps TV-Wehrmachtsreihe
[4] Christian Buß über die TV-DOKU „DIE KINDER DER FLUCHT“
[5] Konstruktiv –selbstkritisch – proaktiv – Zur Feier des Kreativwettbewerbs und 10 Jahre islam.de – Von Aiman A. Mazyek
[6] Transcription der TV-Sendung: Aschaffenburger Gespräche auf Phoenix: Diskussion über Multikulti/Leitkultur
[7] Vorsicht, Muslime!
[8] Tariq Ramadan im Gespräch mit islam.de, interviewt von Humaam Mazyek
[9] ZEIT-Blog zur Phoenix-Sendung
[10] Özdemirs Sturz über Hunzinger
[11] Seligmann für Wiederveröffentlichung von „Mein Kampf“
[12] Statistische Auswertung der Phoenix-Sendung
In der nachfolgenden Statistik wurden aus dem Transcript vor der Auswertung sämtliche HTML-Befehle und Kommentare des Verfassers entfernt:

Person Anzahl Wörter
Cem Özdemir 2196
Aiman Mazyek 1454
Necla Kelek 1427
Guido Knopp 1244
Ralph Giordano 1206
Rafael Seligmann 511

[13] Kritik Necla Keleks an Tariq Ramadan
[14] Koran-Zitate
Koran, Sure 4, Vers 14
Und wenn einige eurer Frauen eine Hurerei begehen, dann ruft vier von euch als Zeugen gegen sie auf; bezeugen sie es, dann schließt sie in die Häuser ein, bis der Tod sie ereilt oder Allah ihnen einen Ausweg gibt.

Sure 4, Vers 34
Die Männer stehen den Frauen in Verantwortung vor, weil Allah die einen vor den anderen ausgezeichnet hat und weil sie von ihrem Vermögen hingeben. Darum sind tugendhafte Frauen die Gehorsamen und diejenigen, die (ihrer Gatten) Geheimnisse mit Allahs Hilfe wahren. Und jene, deren Widerspenstigkeit ihr befürchtet: ermahnt sie, meidet sie im Ehebett und schlagt sie!

[15] Özdemirs Sturz als Bundestagsabgeordneter 2002
Siehe hierzu SPIEGEL Online2002: Hunzinger-Affäre Özdemir erhielt Darlehen und PR-Honorar
Der folgende Abschnitt stammt aus einem Artikel der Zeitung Jungle World von Pascal Beucker: Das Hunzinger-Archiv

In den Berichten der Grünen findet sich der Name Hunzinger nicht, aber kassiert haben sie trotzdem. Immer schön unter der Grenze der Veröffentlichungspflicht, durften sie sich immer dann über eine Spende freuen, wenn mal wieder einer der ihren bei Hunzinger zu Besuch war. Der Auftritt des Fraktionsvorsitzenden Rezzo Schlauch in Hunzingers »Politischem Salon« brachte der Partei 20000 Mark ein, Joschka Fischer gab es für eine Mark weniger, der Auftritt von Renate Künast am 4. Juli brachte ihrem Berliner Landesverband 7500 Euro ein. Ob und wie viel die Auftritte von Simone Probst, der grünen Staatssekretärin im Umweltministerium, als »Ehrengast« auf dem von Hunzinger organisierten »Parlamentarischen Abend« der SGL Carbon AG und von Fraktionsgeschäftsführerin Katrin Göring-Eckardt auf dem der AXA Colonia Konzern AG der Partei einbrachten, ist nicht bekannt. Insgesamt sollen 52000 Mark an die Grünen geflossen sein.

Die Grünen müssten »kein schlechtes Gewissen haben, dass sie Vorträge halten«, kommentierte der Parteivorsitzende Fritz Kuhn die Auftritte der grünen Prominenz bei Hunzinger. Es gehöre schließlich zu den Pflichten der Abgeordneten, bei Wirtschaftsvertretern, den Gewerkschaften und Verbänden aufzutreten. Dabei sein ist alles.

Cem Özdemir machte für Hunzinger, der im übrigen auch Schatzmeister der CDU-Sozialausschüsse ist, die billige Nummer: Für seine Teilnahme am »Parlamentarischen Abend« der Thiel Logistik AG am 11. Juni will er gar nichts, für den von Microsoft am 26. Juni gerade mal 2 000 Euro als Parteispende erhalten haben. Aber Özdemir war ja auch in Hunzingers Schuld. 80 000 Mark erhielt er 1999 als zinsgünstigen Privatkredit zur Begleichung von Steuerschulden. Während der eloquente »anatolische Schwabe« seine Uhrenmarke wechselte, da die Junghans-Uhr, die er vorher getragen hatte, ihm »immer Gewissensbisse« beschert habe, »weil die Firma auch im Rüstungsbereich tätig ist«, nahm er bedenkenlos das Geld eines Rüstungslobbyisten an. Oder sollte es Özdemir tatsächlich entgangen sein, dass Hunzinger lange im Aufsichtsrat der Pleite gegangenen Waffenfabrik Erma-Werke saß und die Crème de la Crème der Rüstungsindustrie zu seinen Kunden zählt?

Özdemir störte sich auch nicht daran, dass Hunzinger den Rechtsausleger Roland Koch im hessischen Landtagswahlkampf unterstützte. Kurz vor der Wahl verlegte Hunzingers Verlag Kochs Buch »Vision 21« und bewarb es mit jeweils rund 150 000 Mark in Zeitungsannoncen und Radiospots – mit deutlich mehr Geld, als durch den Verkauf der Auflage hätte verdient werden können. Im Untersuchungsausschuss zur Schwarzgeldaffäre der CDU im hessischen Landtag vermuteten die Grünen und die SPD, es habe sich um eine verdeckte Wahlkampffinanzierung gehandelt.

Es war auch Hunzinger, der beim legendären Abendessen mit Wolfgang Schäuble am 21. September 1994 im Bonner Hotel »Königshof« dem Waffenhändler Karlheinz Schreiber den Tipp gab, »doch mal ein paar Lappen rüberwachsen« zu lassen. Schreiber befolgte den Rat und spendete jene 100 000 Mark, die Schäuble später den CDU-Parteivorsitz kosteten.

Doch erst mit dem Sturz Rudolf Scharpings über ein angebliches Voraushonorar für später zu verfassende Memoiren und dessen gemeinsamen Einkäufen mit Hunzinger bei Herrenausstattern will Özdemir begriffen haben, mit wem er es zu tun hatte. Zu spät: Am Freitag musste er seinen Rücktritt von allen politischen Ämtern bekannt geben. Er wird dem nächsten Bundestag nicht mehr angehören. Zweckentfremdete Flugbonusmeilen und Gerüchte über die riskante Finanzierung einer Eigentumswohnung in Nordrhein-Westfalen gaben ihm den Rest. (Genaueres auf [10])

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