Bonner Palästinenser demonstrieren: Blutbad in Gaza! Wer stoppt Israel?

Blutbad in Gaza! Wer stoppt Israel? So stand es in triefendroter Schrift auf weißen Transparenten, hochgehalten von Demonstranten anläßlich eines sog. „spontanen Protests“ gegen den israelischen „Gaza-Überfall“. Veranstalter waren die Palästinensische Gemeinde Bonns und mehrere Bonner Palästina-Solidaritätsgruppen, darunter auch die Bonner Boycott-Sanctions-Divestment-Gruppe [11]. Direkt vor der Hauptpost hatten „Aktivisten“ einen Büchertisch aufgebaut, wo man sich mit Flugblättern über Themen wie „Israel ist ein Apartheidsstaat“ oder „Boykottiert israelische Apartheid“ versorgen konnte. Zufällig kam ich dort vorbei und wollte unbedingt auch Klarheit über die „israelische Apartheid“ haben. So trat ich näher und deutete auf das („Kauft nicht bei Juden“ -)Flugblatt. Eine ältere Dame hinter dem Büchertisch lächelte mich freundlich an, murmelte etwas von „Solidarität“ und „Boykott“ und bot mir weitere Broschüren an. Ich betrachtete das Flugblatt genauer, sah sie dann an und machte ein grimmiges Gesicht. Ich sagte, daß meine Eltern damals vor 75 Jahren auch schon beim Boykott mitgemacht hätten, aber offensichtlich hätte das nicht gereicht. „Richtig! Genau! Gut! “ – kam es da vom Büchertisch bestätigend, und gleich drückte man mir noch weiteres Aufklärungsmaterial in die Hand. Nette Leute, dachte ich – und entfernte mich zunächst mal in Richtung Cafe Blau, um in Ruhe die schönen, bunten Flugblätter zu studieren.

Gegen Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung

Dort angekommen, warf ich als erstes einen Blick auf das Flugblatt eines gewissen John Glaser, überschrieben mit dem Titel

Israels letzter Überfall auf Gaza: die Lüge, wer angefangen hat

Den Text zu diesem Flugblatt fand ich auf der Website von Klaus Madersbacher, auf der ich auch schnell fündig wurde, als ich zu verstehen versuchte, wie die Behauptungen auf dem Flugblatt zustande kamen. Denn Madersbacher präsentiert sich auf seiner Homepage mit dem Heiligenschein jener, die „gegen Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung“ sind und die Schuld für die Übel dieser Welt im Pentagon, der kapitalistischen Weltherrschaft und natürlich dem internationalen Finanzjudentum sehen. Ausnahmslos alle Konflikte der letzten 50 Jahre, an denen in irgendeiner Form westliche Staaten beteiligt waren, listet Madersbachers Website als „Verbrechen“ auf, begangen von Amerikanern, Israelis, den Banken, der Finanzwirtschaft und der Rüstungsindustrie:

  • Der verbrecherische Angriffskrieg gegen Libyen
  • Verbrecherische Kriegsvorbereitungen gegen Syrien, Iran, Russland, China
  • Der verbrecherische Gewaltstreich gegen Gaza und verbrecherische Okkupation
  • Der verbrecherische Angriffskrieg gegen Irak
  • Der verbrecherische Angriffskrieg gegen Afghanistan
  • Der verbrecherische Angriffskrieg gegen Jugoslawien

Es scheint Madersbacher dabei nicht zu stören, daß in Libyen, Iran, Rußland, China, Gaza, Afghanistan und Serbien über Jahrzehnte Diktatoren eine blutige Herrschaft führten, in deren Folge Millionen Menschen ermordet, gefoltert oder wegen Homosexualität an Baukränen aufgehängt wurden. Mit Frankensteinscher Einfühlsamkeit erfüllt er seine Hauptaufgabe, nämlich die Inhalte der amerikanischen Webseite http://www.antiwar.com ins Deutsche zu übersetzen und damit einem breiten deutschen Leserkreis bekannt zu machen.

Bei der Aufzählung der von ihm empfohlenen deutschen Blogs tappt er dann auch mal voll ins Fettnäpfchen, wenn er z.B. neben den üblichen linken Seiten (www.linkezeitung.de) und Von-oben-nach-unten-Umverteilungsblogs den Blog www.propagandafront.de erwähnt, der nichts anderes als eine extrem rechte und kapitalistische Seite ist („US-Wahlen: Obama gewinnt mit marxistischer Agenda„). Aber das kann einem schon mal passieren, wenn man sich durch das Gruselkabinett der deutschen Gutmenschen-Blogs klickt.

Von Madersbachers Antikriegs-Webseite aus hat sich also der ins Deutsche übersetzte Artikel des John Glaser im Internet verbreitet. Die englische Original-Version trat ihren Siegeszug von http://www.antiwar.com/ aus an. Schauen wir uns aber zunächst ein paar Aussagen aus diesem Artikel (datiert auf den 11.November 2012) an:

Panzerabwehrrakete trifft 4 israelische Soldaten

Es stimmt, dass am Samstag vor dem ausgedehnten israelischen Bombardement der militärische Arm der Volksfront für die Befreiung Palästinas eine Panzerabwehrrakete auf ein israelisches Militärfahrzeug in der Nähe der Grenze zu Gaza feuerte, wodurch vier israelische Soldaten verletzt wurden. Aber was führte zum Abschuss der Panzerabwehrrakete?

Es fällt auf, daß Glaser an den Anfang seiner Argumentation eine „Abwehr“-Rakete stellt. Die war (so schreibt er, aber belegen kann er es nicht) auch noch gegen ein israelisches Militärfahrzeug gerichtet. Vielleicht war sie aber auch nur ungefähr in Richtung eines der besiedelten Gebiete im Süden Israels gerichtet und hat nur zufällig dieses Militärfahrzeug getroffen? Wie auch immer, es soll der Eindruck erweckt werden, daß Streitkräfte des Gaza-Staates (also eine der zahllosen Terrorgruppen der Palästinenser, in diesem Falle eine Truppe mit dem lächerlichen Namen „militärischer Arm der Volksfront für die Befreiung Palästinas“) sich in einer regulären Auseinandersetzung mit Streitkräften der Israelis befänden.

Mit Absicht ausgelassen hat Glaser auch die Tatsache, daß zwei der Soldaten schwer verletzt wurden. Wären umgekehrt 4 palästinensiche „Kämpfer“ verletzt worden und zwei davon schwer, so hätte das Glaser natürlich erwähnt. Übrigens ist in seinem Artikel auch kein Wort über die Hunderte von Raketen zu finden, die das ganze Jahr 2012 über bis zu diesem Samstag auf Städte im Süden Israels abfeuert wurden (siehe Statistik, die roten Balken geben die Anzahl auf Israel abgeschossener Raketen pro Jahr an), nicht etwa auf militärische Ziele, sondern immer auf zivile.

Der Tod des geistig behinderten Ahmad Nabhani

Als habe die Eskalation erst Anfang November begonnen, beschreibt Glaser anschließend in seinem Artikel, wie am 5.November die Grundlage für die seiner Meinung nach gerechtfertigten Raketenangriffe auf Zivilisten durch die Hamas-Terroristen gelegt wurde:

Als erstes erschossen israelische Militärkräfte am Montag, 5. November den 23 Jahre alten Ahmad Nabhani, als er „sich dem Grenzzaun zu Israel näherte.“ Laut zumindest einer Zeugenaussage war Nabhani geistig behindert.

Glaser, der den westlichen Medien Lügen vorwirft, weil sie die Ursachen für die Eskalation in Gaza angeblich ausschließlich der Hamas zuordnen (anscheinend liest der Mann keine westlichen Medien, sonst würde er nicht eine so absurde Behauptung aufstellen), versteht es selber bestens, Tatsachen zu verdrehen und Dinge zu verschweigen. Woher hat Glaser überhaupt diese Geschichte? Was ist daran wahr und wer kann sie eindeutig bestätigen? Nun, wie bei so vielen Märchen über „israelische Kriegsverbrechen“, „terroristische Siedler“ und „Apartheid in Israel“ beginnt alles mit einer kleinen Meldung einer bekannten Nachrichten-Agentur, in diesem Falle von AP (Associated Press).
AP beschäftigt nämlich für den mittleren Osten eine Korrespondentin namens Diaa Hadid, auf die die ganze Geschichte zurückgeht. Hadid berichtete in einer ersten Version vom Abend des 4.November, daß in der betreffenden Grenzregion häufig „militante Palästinenser“ ihre Raketen gegen die israelische Südregion abschießen würden. Manchmal würden sich auch andere, harmlose Menschen (wie jener 23-jährige) in diese Gegend verirren. Wo genau „die Grenzregion“ nun liegt, verrät sie uns nicht, so daß eine Überprüfung dieser Aussagen fast aussichtslos ist.
In ihrer zweiten Version vom 05. November erfahren wir, daß John Glasers „Zeugenaussage“ vom Bruder des Ahmad Nabhani stammt, und nach dessen Aussagen war der Mann geistig behindert, wurde im übrigen schon drei mal in der Gegend des Grenzzauns von israelischen Soldaten geschnappt und jedesmal unversehrt zu seiner Familie zurückgebracht. Warum es beim 4. Versuch des gestörten 23-jährigen jungen Mannes anders kam, ist nicht bekannt. Oder zumindest nur teilweise (siehe unten). Eine IDF-Sprecherin, so Diaa Hadid, habe gesagt, er hätte mehrere Warnrufe ignoriert, als er in einem getrockneten Flussbett auf die Grenzlinie zukroch.

Aus den Schilderungen der AP-Korrespondentin kann man mehrere Schlüsse ziehen:

  1. Wer sich mutwillig in ein Grenzgebiet begibt, in dem palästinensische „Militante“ ihre Raketen und Mörsergranaten gegen Israel abfeuern, muß damit rechnen, von der Gegenseite (nach mehreren Warnschüssen) als potentieller Gegner mit feindlichen Absichten bekämpft zu werden.
  2. Wer den eigenen, geistig behinderten Bruder schon dreimal nach einer „Exkursion“ in diese gefährliche Region von den Israelis wohlbehalten wieder in Empfang nehmen konnte, hätte vielleicht auf die Idee kommen können, von den Behörden seines Landes eine Absperrung dieser Abschußrampen zu fordern.

Die sog. Behörden dieses Landes haben allerdings gar kein Interesse an einer Absperrung dieser Zonen, da sie dann ja für alle Welt sichtbar Zäune um Kindergärten, Krankenhäuser und Schulen errichten müßten – deutlicher könnte man nicht machen, daß die Hamas und ihre verbündeten Terrorgruppen sich gerne in sozialen Einrichtungen verbergen und Menschen als Schutzschilde benutzen. Inzwischen [19] hat sich die Hamas aufgrund des Waffenstillstands von Kairo dazu durchgerungen, die Grenze zu Israel wenigstens „zeitweise“ durch Polizeikräfte vor Zwischenfällen wie dem oben geschilderten zu bewahren.

John Glaser löst einen Empörungs-Tsunami aus

Wie fand der Bericht der AP-Korrespondentin nun seinen Weg zu John Glaser? Das ist eine erstaunliche Sache: einzig die New York Times setzte den Hadid-Bericht in einer kurzen Meldung vom 5.November 2012 auf ihre Webseite [16]. Keine andere größere Zeitung in Europa oder den Staaten kümmerte sich sonst noch darum (mit Recht) – aber John Glaser war von der Meldung elektrisiert. Möglicherweise ist er aber auch nur ein Follower der Diaa Hadid, die wie fast alle Korrespondenten auf twitter (twitter.com/diaahadid) vertreten ist. Wie auch immer, Glaser hat die (für Hadid sehr kurz gehaltene) Meldung in seinen Artikel in der ihm typischen verfälschenden Art eingebaut und löste damit einen Empörungs-Tsunami aus. Denn in tausenden von Blogs, in den Kommentaren von Tagesschau und Facebook, bei Jürgen Elsässer, Erhard Arendt und den Nazi-Katholiken bei kreuz.net, bei den Linken und der DKP: überall wurde dieser Artikel groß rausgestellt, häufig komplett kopiert, auf manchen Webseiten in den Kommentaren zitiert oder in Teilen „eingebaut“. Wer nach „Ahmad Nabhani Gaza“ googled, bekommt derzeit rund 80000 Treffer, und auf den ersten 5 Trefferseiten stehen fast ausschliesslich Webseiten von Israelhassern. Und das Verrückte daran: der Tod des Ahmad Nabhani hat nichts, aber auch gar nichts mit der Eskalation der Situation im Gazastreifen zu tun!

Aber ein harmloser Bonner Passant der Szene an der Hauptpost, der dieses Flugblatt in die Hand gedrückt bekam, ein Mensch, der nichts von den Hintergründen des Nahostkonflikts weiß, der der Desinformationskampagne unserer öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten ausgesetzt ist und jeden Tag einen Vertreter der Hamas im Fernsehen sehen kann, wie er seine Propaganda verbreitet, aber noch niemals einen Vertreter der israelischen Streitkräfte als Interviewpartner erlebt hat: ein solcher argloser Passant wird sich nach der Lektüre des Flugblattes womöglich sagen: diese Israelis haben doch tatsächlich einen wehrlosen, geistig Behinderten einfach so abgeknallt, dagegen müssen wir etwas unternehmen!

Der Tod des 13 Jahre alten Ahmed Younis Khader Abu Daqqa

Und nun noch der zweite Vorfall, der nach Meinung von John Glaser das Faß zum Überlaufen brachte:

Dann, am Donnerstag, 8. November, überschritten die israelischen Okkupationskräfte – acht Panzer und vier Bulldozer – die Grenze in den Süden von Gaza, schossen dort herum und töteten einen 13 Jahre alten Buben, wie das Palestinian Centre for Human Rights (PCHR – Palästinensisches Zentrum für Menschenrechte) berichtet.

Nach vom PCHR durchgeführten Untersuchungen wurde am Donnerstag ungefähr um 16.30 Uhr der 13 Jahre alte Ahmed Younis Khader Abu Daqqa durch ein Geschoß in den Unterleib schwer verletzt, nachdem israelische Militärfahrzeuge, die in das Dorf Abassan eingedrungen waren, willkürlich herumschossen. Zu der Zeit, in der er getroffen wurde, spielte Ahmed mit seinen Freunden Fussball vor dem Haus seiner Familie, das etwa 1.200 m entfernt ist von dem Gebiet, in dem sich die israelischen Okkupationskräfte befanden

Auch diese Meldung wird von keiner der großen Nachrichtenagenturen, Tageszeitungen oder Fernsehsender bestätigt, obwohl sie genau in das bei den Medien so beliebte Schema „verzweifelte Palästinenser contra brutale Israelis“ hineinpasst. Zurückverfolgen läßt sie sich bis zum PCHR (Palestinian Centre for Human Rights) [17], das nach eigener Aussage „Untersuchungen“ zu diesem Sachverhalt durchgeführt hat. Die 5 Zeilen dieser Meldung vom 8.November auf den Seiten des PCHR wurden von John Glaser als zweiter Begründungspunkt in seinen Artikel eingebaut, wobei er die Schilderung auf PCHR noch ein wenig „ergänzte“ durch die Bemerkung, daß die Israelis dort willkürlich herumgeschossen hätten. Nachdem dann Glaser seinen Bericht ins Netz gesetzt hatte, wurde er flugs von Klaus Madersbacher übersetzt und verbreitete sich in Windeseile in den einschlägigen Kreisen: Hunderte von Bloggern, HRW (Human Rights Watch) und die Leser der Webseiten von Tagesschau, Haaretz (!) oder SPIEGEL konnten in ihren Kommentaren endlich wieder ihrer Empörung über den „jüdischen Terrorstaat“ Luft machen.

Man könnte allerdings annehmen, daß wenigstens der Urheber der Meldung, das PCHR, genaueres über die Umstände zu berichten wüßte, aber auch hier bekommt man auf näheres Nachfragen keine Antwort.
Wer sich allerdings um echte Aufklärung bemüht wie die hessische Rundfunk-Journalistin Esther Schapira mit ihrer Dokumentation “Drei Kugeln und ein totes Kind – Wer erschoss Mohammed al-Dura” (linkes Foto) und “Der Tag, als ich ins Paradies wollte”, der wird dann auch schon mal gerne von den Fanatikern aus dem Muslimforum, den palästinensischen Gemeinden oder rechts- wie linksextremen „Widerständlern“ bedroht:

(Aus einer Mail von Frau Schapira an mich) Die Frage der Bedrohung kann ich Ihnen auch gern beantworten. Tatsächlich gab es heftige Zuschriften und Anrufe und Reaktionen. Am unangenehmsten war dabei vermutlich ein Aufruf im Muslimforum gegen mich, den das BKA immerhin so ernst nahm, dass ich unmittelbar nach Ausstrahlung des Films bei öffentlichen Auftritten Polizeischutz hatte.

Da ausnahmslos alle im Internet verbreiteten Berichte über den Tod des Fußball spielenden Jungen auf dem Bericht des John Glaser oder demjenigen des PCHR basieren, sind wir noch sehr weit von der Wahrheit über diesen Vorfall entfernt. Es fragt sich auch, ob es die Mühe lohnt, hier weiter zu bohren, angesichts der vielen Fälle in der Vergangenheit, wo Palästinenser und insbesondere deutsche und westliche Medien gezielt und nachgewiesenermaßen falsch über die Vorkommnisse aus Israel berichtet haben.

Nach der Lektüre dieses interessanten Flugblattes des John Glaser kehrte ich zurück zum Bonner Münsterplatz, wo inzwischen eine kleine Demonstration begonnen hatte. Schon von weitem hörte man die Rufe:

Israel: raus aus Palästina!
Israel: Hände weg von Gaza!
Stoppt die israelische Agression!
Netanjahu: Hände weg von Gaza!
Barak: Hände weg von Gaza!

Fast fühlte ich mich zurückversetzt in meine Studentenzeit. Ich brauche nur „Gaza“ durch „Vietnam“ und „Israel“ durch „USA“ zu ersetzen, und schon bin ich bei denselben Sprüchen, die damals 68 auf deutschen Demos geschrien wurden. Doch dürfen heutzutage auch Frauen auf Demos reden, sogar auf solchen von Palästinensern in Deutschland, und so hörte ich von einer jungen Wuppertaler „Aktivistin“ folgende „Solidaritätserklärung“ für ihre Volksgenossen/innen in Palästina:

…. da habe ich so ein Gefühl der Stärke, wenn ich hier so in die Runde schaue, das sind alles Kinder, Jugendliche , da sind viele, die Palästina noch nie gesehen haben, ich selber habe Palästina noch nie gesehen.
Und ich denke, wenn jeder von uns fühlt, in die Richtung. Und an, an die jungen Menschen, wir gehen alle zur Schule, wir nehmen am deutschen System hier teil, wir sind Teil des deutschen Systems, wir haben ’ne Stimme, und die müssen wir erheben. Wir haben Kommilitonen, wir haben Menschen, mit denen wir kommunizieren, und ich finde, wir sollten nicht einfach immer unsere Sorgen wegstecken, unsere Gefühle wegstecken. Nein, wir sind ein… ein… ein Miteinander ….

Ja? Da kommen einem schon fast die Tränen vor lauter Rührung! So emotional! So authentisch! Fast wie bei DSDS….

Und zum Schluß ohne Kommentar das Transscript einer Rede, die im Anschluß an die junge Wuppertalerin ein VerDi-Gewerkschaftsmitglied hielt:

Ich stell mich erst mal vor, ich bin Simon Ernst, bin Mitglied der Gewerkschaft Verdi hier in NRW Süd (genauer: er ist im Vorstand der Verdi-Jugend NRW Süd) und ich mach mit bei der „antikapitalistischen Aktion“ hier in Bonn. Wir stehen auf gegen Krieg, wir stehen auf, wenn die Bundeswehr… wenn die Bundeswehr nach Afghanistan geschickt wird, um dort für die deutsche Wirtschaft Krieg zu führen. Wir stehen auf, wenn Bomben geworfen werden auf Gaza, wenn Palästina besetzt wird, wenn Angriffskriege auf der ganzen Welt geführt werden, wir sehen es als unsere Pflicht, aufzustehen. Und uns stößt immer wieder eine große Redemaschine entgegen, uns stößt immer wieder entgegen…. wir schalten den Fernseher ein und man erzählt uns, die Unterdrückten und die vom Krieg Angegriffenen wären selbst schuld an ihrer Misere, und es gäbe eigentlich keine Kriegstreiber. Es gäbe eigentlich nur die Verantwortung bei den Unterdrückten.

Immer wieder erzählt man uns das, man erzählt es uns in der Schule, man erzählt es uns im Fernsehen, man kriegt es überall beigebracht, das Resultat haben wir gerade auf dem Münsterplatz gesehen, ein ziemlich lächerliches, ein ziemlich unbedeutendes Resultat.

Aber es gibt den Zionismus, es gibt den Imperialismus auf der ganzen Welt, überall erzählt man uns, Kriege wären gerechtfertigt, Unterdrückung wäre notwendig, und die Unterdrückten wären selbst schuld an ihrem Schicksal.
Und eine wichtige Sache dabei ist die Menschlichkeit, von der gerade die beiden Vorredner aus Wuppertal gesprochen haben. weil die Menschlichkeit… die wird selbst in Beschlag genommen von den größten Feinden den Menschlichkeit, von den Mördern von Gaza, sie wird selbst von den Bombenwerfern und Kriegstreibern für sich in Beschlag genommen. Sie erzählen uns jeden Tag, sie würden für die Zivilisation kämpfen, Israel wäre ein Vorposten der Zivilisation in der arabischen Welt. Sie erzählen uns das, dabei sprechen die Fakten eine andere Sprache!

Was ist das für eine Zivilisation, in der ein großer Teil der Bevölkerung, bald die Hälfte, nicht dieselben Rechte genießt… nicht dieselben Rechte genießt wie die Juden in diesem Land.

Was ist das für eine Zivilisation, in der bestimmte Strassen, bestimmte Gebiete nur zugänglich sind für eine Ethnie in einem Staat? Was ist das für eine Zivilisation,in der Teile von Universitäten geschlossen werden, wie kürzlich in Tel Aviv, weil dort Professoren Unterschriften für den Frieden gesammelt haben? Was ist das für eine Zivilisation, in der Apartheidsmauern gebaut werden, in der Zehntausende ohne Gerichtsverfahren in Gefängnisse gesteckt werden?


Flugblätter der Bonner Demonstration vom 10.11.2012

  1. Otmar Steinbicker: Sterben Palästinenser und Israelis jetzt für Netanyahus Wahlkampf?
  2. John Glaser: Israels letzter Überfall auf Gaza
  3. Boykott-Flugblatt, Teil 1
  4. Boykott-Flugblatt, Teil 2
  5. Boykott-Flugblatt, Teil 3
  6. Boykott-Flugblatt, Teil 4
  7. Institut für Palästinakunde e.V.(IPK), Israel ist ein Apartheidsstaat, Teil 1
  8. (IPK), Israel ist ein Apartheidsstaat, Teil 2
  9. (IPK), Israel ist ein Apartheidsstaat, Teil 3
  10. (IPK), Israel ist ein Apartheidsstaat, Teil 4

Anmerkungen und Links

[1] Lizas Welt über die Bonner Intifada
[2] Institut für Palästinakunde: Bonn protestiert gegen israelischen Gaza-Überfall (Sa. 17. November, 16:00 Uhr)
[3] Fakten gegen die Propaganda aus Pallywood
[4] Simon Ernst und seine gewalttätigen Ausfälle gegen Israelfreunde
[5] Schlechte Karten sind Trumpf
[6] Gaza: warum gerade jetzt?
[7] Rede zum 1. Mai von Simon Ernst, Ver.di – Jugendverband NRW – Süd
[8] Bahamas: Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie hässlich ist die Linke?
[9] Zionisten aus NRW: Israel unter Dauerbeschuss und die Munition der deutschen Medien.
[10] linksunten.indymedia.org: AStA der Uni Bonn mit Staatsgewalt gegen Kriegsgegner und linke Gewerkschafter
[11] Kauft nicht bei Juden Kampagne
[12] MFA: Hamas Terror gegen Israel
[13] kreuz.net schreibt bei John Glaser ab
[14] Diaa Hadid am 4.11. nachmittags um 6:59 PM, erster Bericht über den 23-jährigen am Grenzzaun
[15] Diaa Hadids zweiter Bericht über den 23-jährigen am Grenzzaun
[16] New York Times zitiert den AP-Bericht
[17] PCHR (Palestinian Centre for Human Rights) über den Tod des 13-jährigen Ahmed Younis Khader Abu Daqqa
[18] HRW (Human Rights Watch) berichtet ohne Quellenangabe über den 13-jährigen Jungen
[19] thesundaytimes vom 25.11.2012: Hamas deploy police on Israel border to prevent incidents

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4 Antworten zu Bonner Palästinenser demonstrieren: Blutbad in Gaza! Wer stoppt Israel?

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  2. ralf schreibt:

    Das einziege was diese Leute vielleicht zum Nachdenken bringt sind Zitate von Arabern:
    „seit 1948 fordern wir die Rückkehr der (paläs­tinensischen) Flüchtlinge, obwohl wir es sind, die sie zur Flucht zwangen ..“ /Khaled al-Asm, ehem. syrischer Premierminister, in seinen Memoiren 1973, Haschiwah 4-1993/

    „Unsere Führer sind verantwortlich für die Flucht der Dorfbewohner, weil sie falsche und über­triebene Gerüchte von jüdischen Verbrechen und Greueltaten wie Mord an Frauen und Kindern verbreiteten, um die Araber aufzuhetzen …
    /Jordanische Tageszeitung AL URDUN, 9.4.1953, aus /Fa/

    Der Generalsekretär der Arabischen Liga bemerkte 1951, dass sein Vorgänger Azzam Pasha „den Arabischen Völkern versicherte, dass die Besetzung von Palästinas und Tel Aviv so einfach sei wie ein Spaziergang …denn es würde ein Leichtes sein, die Juden ins Mittelmeer zu werfen.“ /Arutz Sheva_29.02.2004/

    Nach einem Bericht des arabischen Instituts für Palästinensische Studien in Beirut (1969) wurde die Mehrheit der arabischen Flüchtlinge 1948 nicht vertrieben und 68% hätten das Land verlassen ohne einen israelischen Soldaten gesehen zu haben. /Pe S.13/

    Walid Shoebat, ein früherer PLO Terrorist erkannte, dass er für eine Lüge kämpfte:
    “Wir betrachteten uns selbst als Jordanier bis die Juden nach Jerusalem zurückkehrten. Dann waren wir plötzlich Palästinenser. Sie entfernten den Stern von der jordanischen Flagge und ganz plötzlich hatten wir eine palästinensische Flagge.”

    Am 23. März, volle vier Monate nach Ausbruch der Feindseligkeiten, vermerkte der ALA-Oberkommandierende Safwat einigermaßen erstaunt, dass die Juden „bisher nicht ein einziges arabisches
    Dorf angegriffen haben, außer sie wurden von diesem provoziert“.)

    „Brüder, die Hälfte der Palästinenser sind Ägypter und die andere Hälfte aus Saudi-Arabien,“ so der Hamasminister.
    http://www.israelheute.com/Nachrichten/tabid/179/nid/24349/Default.aspx

    [Aber es ist so, wie] die Araber in der Arabischen Liga jener Zeit sagten, „Wir wollen das als eine offene Wunde halten und die Menschen als Pfand gegen Israel gebrauchen.“ /Joan Peters (s.u.) in WorldNetDaily.com, zitiert in ARAB NATIONS PERPETUATED THE REFUGEE PROBLEM /Arutz Sheva-4.Febr.2001/

    Die Leiden der 1948 dort lebenden Araber bzw. Palästinenser hat 1976 ein junger, arabischer Journalist im offiziellen Journal der PLO in Beirut, „Falastin al-Thawra“, relativ gut beschrieben:
    „Die arabischen Armeen drangen nach Palästina ein, um die Palästinenser vor der zionistischen Tyrannei zu schützen, ließen sie aber statt dessen im Stich, zwangen sie, auszuwandern und ihr Heimatland zu verlassen, führten bei ihnen eine politische und ideologische Blockade ein und warfen sie in Gefängnisse, die den Ghettos ähnelten, in denen die Juden in Osteuropa lebten.“
    Dieser junge Journalist ist heute der gewählte Präsident der Palästinenser, Mahmud Abbas (Abu Mazen), von dem auch Sie nicht behaupten können, dass er ein Sprachrohr Israels wäre.

    ARAFAT: „Wir wollen einen einzigen arabischen Staat schaffen, von Marokko bis Aden.“ (Also kein Palaästina)

    Zahir Musein, Mitglied des Exekutiv-Komitees der PLO sagte in einem Interview mit der holländischen Zeitung „Trouw“ am 31. März 1977 folgendes:

    „Es existiert kein palästinensisches Volk. Die Schaffung eines palästinensischen Staates ist nur ein Mittel zur Fortführung unseres Kampfes gegen den Staat Israel für unsere arabische Einheit. In Wirklichkeit gibt es
    heute keinen Unterschied zwischen Jordaniern, Palästinensern, Syrern und Libanesen. Nur aus politischen und taktischen Gründen sprechen wir heute von der Existenz eines palästinensischen Volks, da die nationalen
    arabischen Interessen verlangen, dass wir die Existenz eines besonderen „palästinensischen Volks“ behaupten um gegen den Zionismus zu opponieren.“

    “We couldn’t care less if all the refugees die,” an Egyptian diplomat once remarked. “There are enough Arabs around.”

    Arafat was forced to acknowledge that “what Kuwait did to the Palestinian people is worse than what has been done by Israel to Palestinians in the occupied territories.”

    http://www.welt.de/welt_print/kultur/literatur/article6035106/Dann-schickte-Allah-Adolf-Hitler.html

    Zur Flucht trieb die Palästinenser auch die Angst vor der angekündigten Invasion arabischer Armeen. Am 15. Mai 1948, am Tag nach der Ausrufung des Staates Israel und dem Ende des britischen Mandats, schlugen die arabischen Armeen los. Aber nicht um Israel zu beseitigen oder den Palästinensern zur Rückkehr zu verhelfen. Sondern um zu verhindern, dass Transjordaniens König Abdullah das arabische Palästina annektierte. Ägyptens König Faruq wollte nicht zulassen, dass Palästina unter haschemitischen Einfluss fiel. „Der jüdische Staat ist gewiss. König Abdullah will sich nur den arabischen Teil Palästinas sichern“, hieß es auch in Damaskus. Das stimmte sogar: König Abdullah hatte die Briten gebeten, ihm bei der Herstellung eines „größeren Transjordanien“ zu helfen…Nur eines wollte niemand: den Palästinenser-Staat. Vergeblich drängte der Jerusalemer Mufti darauf, in Kairo eine palästinensische Exilregierung aufzustellen. Die Arabische Liga und vor allem Ägyptens König Faruq ließen ihn abblitzen.
    Dabei ist es lange geblieben. Fast 20 Jahre lang, von 1949 bis 1967, herrschten Jordanier und Ägypter im Westjordanland und in Gaza – und dachten gar nicht daran, einen Palästinenser-Staat auf eigene Beine zu stellen…

    http://www.bayernkurier.de/index.php?id=224&showUid=2193

    http://www.wadinet.de/blog/?p=3289

    Der Innenminister der Hamas, Fathi Hamad, erklärte kürzlich in einem Interview mit der renommierten Zeitung Al-Hayat, dass während des Gaza-Krieges etwa 700 Hamas-Kämpfer getötet worden seien. Er revidierte damit frühere Falschmeldungen, nach denen nur 17% der Getöteten Kombattanten gewesen seien, und bestätigte die israelischen Angaben.

    Wem gehört das Land Israel?

  3. Gudrun Eussner schreibt:

    Was den geistig behinderten Ahmad Nabhani angeht: Sein Bruder und dessen Freunde haben ihn immer wieder hinein geschickt in die Gefahrenzone. Ihn haben sie nicht nur als Schutzschild, sondern als Kanonenfutter verheizt.

    Die NY Times ist ein Kampfblatt des Barack Obama, sie ist fest in einseitig araberfreundlicher Hand.

    Hinter Haaretz bedarf’s keines (!), die gehört zu 25% Dumont Schauberg. Wer nur die Artikel von Gideon Levy und Amira Hass liest, der sieht, daß es größere Israelhasser kaum gibt.

    Ver.di ist die ehemalige ÖTV, in der ich mal Vertrauensfrau war, und für die ich mich heute schäme; denn nach 1989 sind die von Simon Ernst gebrachten Argumente und Illusionen durch Tatsachen widerlegt.

    Linke Gewrkschafter und Rechtsextreme bilden eine Querfront. Das mußte ich auch erst lernen. Naiv darf man überhaupt nicht, aber erst recht nicht in diesen Kreisen sein. Jürgen Elsässer ist das Musterexemplar.

    Danke für die Analyse und die vielen Belege. Meine Erfahrung ist leider, daß die Tatsachen der „Wahrheit“ nichts anhaben können. :mrgreen:

  4. Paul schreibt:

    Eine große Fleißarbeit dieser Artikel. Vielen Dank dafür. Das sind Hintergrundinformationen die sonst nicht zugänglich wären. Die Rede des Verdimenschen: nicht zu fassen. Ist das nicht die ehemalige Gewerkschaft „Unterricht und Erziehung“? Die Rede ist schwer zu lesen. Aber es ist unfassbar, wie ein erwachsener Mensch, ich denke mal mit überdurchschnittlicher Schulbildung, sowas „verbocken“ kann.
    Nun gut, ein großer Teil der Zuhörer versteht eh nichts und spricht noch schlechter.
    Nochmals, vielen Dank für diesen Beitrag.

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