In Berlin, einer Stadt, in der besonders viel MultiKulti herrscht, begegnet man in der U-Bahn nicht nur arabischen und türkischen Jugendlichen, die Behinderten, Alten und Schwangeren beim Aufsuchen von Sitzplätzen behilflich sind und ihnen anschließend gerne aus dem Koran vorlesen, sondern auch Angehörigen vieler anderen Ethnien, z.B. auch Negern.
Neger, das muß man hier genauer erklären, sind Menschen, die früher mal so hießen, aber jetzt nur noch „Schwarze“ genannt werden dürfen. Wenn man genauer hinguckt (was man nicht darf, weil es sich beim Hingucken um einen rassistisch/biologistischen Vorgang handelt), so stellt man tatsächlich fest, daß sie schwarz sind. Manchmal vielleicht auch nur halbschwarz, vielleicht auch braun, aber ich weiß ja nicht, ob man das so einfach sagen darf, ohne gleich als Rassist zu gelten. Jedenfalls gibt es da Abstufungen zwischen Schwarz und Weiß.
Neger gab es übrigens früher auch in vielen Kinderbüchern. Aus denen wurde sogar öffentlich vorgelesen. Das waren noch Zeiten! Heute ist das ja anders:
Mehrere Zuhörer sowie eine Podiumsteilnehmerin hatten Yücel beim Vorlesen der Texte am Aussprechen des Wortes „Neger“ hindern wollen und verließen, nachdem es zu einer lautstarken Auseinandersetzung gekommen war, den Saal.[5]
Mit dem öffentlichen Vorlesen bekommt man also heute Probleme, wenn man das Wort „Neger“ vorlesen möchte. Da bietet es sich an, die Neuauflagen und Neuaufnahmen (ab 2009) des Oetinger-Verlages zu verwenden, denn in denen sind die Worte „Neger“ und „Zigeuner“ nicht mehr zu finden. [6]
Ja, da sind wir aber froh! Jetzt können wir einfach so drauflos lesen und brauchen nicht mehr wie Kristina Schröder beim Vorlesen aufzupassen:
Schröder hatte kurz vor Weihnachten in einem Interview erzählt, wenn sie ihrem Mädchen einmal Kinderbuchklassiker wie „Die kleine Hexe“ von Ottfried Preußler, „Jim Knopf“ von Michael Ende oder „Pippi Langstrumpf“ von Astrid Lindgren vorliest, dann werde sie diskriminierende – aber zum Zeitpunkt, zu dem die Geschichten geschrieben wurden übliche – Begriffe wie „Neger“ oder „Zigeuner“ auslassen.
Das ist jetzt alles anders. Denn Pippi Langstrumpfs Papa ist jetzt ein „Südseekönig“, nicht ein Negerkönig. Nun können wir unseren Kindern etwas vorlesen, ohne daß wir befürchten müssen, zwischendurch über das Wort „Neger“ zu stolpern. Prima! Aber eins stimmt uns noch bedenklich:
In Bayern werden immer noch in Bars, Cafés, Biergärten etc. Mixgetränke mit dem Namen „Neger“ angeboten oder Bezeichnungen verwendet, die diesen Begriff enthalten (z.B. „Eisneger“). Diese Diskriminierung im öffentlichen Raum legitimiert Rassismus, da sie vom bayrischen Staat wissentlich gebilligt wird. Sie ist Ursache zahlreicher Auseinandersetzungen und stört somit den sozialen Frieden. Die Beleidigung „Neger“ verletzt die Würde aller Afrikaner und Afrikanerinnen und allgemeinhin Menschen afrikanischer Herkunft. Insbesondere wir, die wir in Deutschland leben oder uns hier aufhalten, sind davon betroffen.
Ich hatte ja eigentlich gehofft, daß nach der Umbenennung von Pippi Langstrumpfs Papa zum „Südseekönig“ jetzt endlich alle Neger aus der deutschen Literatur und dem deutschen öffentlichen (politisch korrekten) Leben ausgemerzt sind, aber anscheinend sind da immer noch Reste, die es zu beseitigen gilt. Es ist wie mit dem Judenkuchen in Holland, der das gleiche Schicksal wie die niederländischen Juden vor genau 70 Jahren erlitten hat, als etwa 110.000 der 140.000 jüdischen Einwohner des Königreichs deportiert wurden. Er (der Judenkuchen) mußte weg, weil er angeblich eine Beleidigung für die Juden ist. [7]
Aber wer hat eigentlich diesen Brief an den bayrischen Staatsminister Joachim Herrmann („Betreff: Rassistische Getränkebezeichnungen in Bayern“) unterzeichnet? Z.B. diese hier:
Notruf und Beratung für vergewaltigte Frauen und Mädchen Koblenz, e.V., Koblenz
RUBICON Beratungszentrum für Lesben und Schwule Köln
Landeskoordination der Anti-Gewalt-Arbeit für Lesben und Schwule in NRW
Lesbische und Schwule ALTERnativen, Köln
Afrika-Rat Berlin-Brandenburg
Und nun mal zurück in die Wirklichkeit: ich werde mir weder von irgendwelchen „Notrufen für vergewaltigte Frauen und Mädchen“ noch von einer „Landeskoordination der Anti-Gewalt-Arbeit für Lesben und Schwule in NRW“ vorschreiben lassen, wie ich Menschen mit einer bestimmten Hautfarbe anrede.
Ganz im Gegenteil: ich werde es so halten wie jene sympathische Berlinerin, die mir dieser Tage von einer lustigen Begegnung in der U-Bahn schrieb:
Eben habe ich so gelacht in der Bahn.
Da saß auch eine Mutter mit 2 kleinen Mischlingsmädchen.
Die eine Maus erzählte, daß sie heute in der Schule mit einem Kuss rechnen mussten.
Ich sagte, du meinst bestimmt einen Abakus. Sie zuckte mit den Schultern. Ich fragte sie, ob sie einen Abakus kennt.
Sie guckte mich an und sagte, nein ich kenne nur Negerkuss.
Ich finde das total lustig, ich kann mich gar nicht mehr einkriegen.
[1] UN-Antirassismusausschuss rügt Deutschland: Schutz vor Rassismus muss verbessert werden.
[2] Bernd Lassahn auf der Achse des Guten: Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie!
[3] Alan Posener: Manchmal muss man „Neger“ sagen
[4] Ist „Pippi Langstrumpf“ rassistisch?“Negerkönig“ sorgt für Ärger
[5] Jan Fleischhauer: S.P.O.N. – Der Schwarze Kanal: „Sag das Wort nicht“
[6] Sind in den aktuellen Übersetzungen der Bücher Astrid Lindgrens die Worte „Neger“ oder „Zigeuner“ zu finden?
[7] Henrik M.Broder: Erst der Negerkuss, jetzt der Judenkuchen
[8] The Hebrew hammer