Nackte Ärsche sind Zwangsenthüllung

Die österreichische Ethnologin Ingrid Thurner gehört zur Klasse jener europäischen Intellektuellen, Islam-Experten und Respekt-Soziologen, die mit immer neuen Spitzfindigkeiten in der Öffentlichkeit für das Tragen des Schleiers werben.

Thurners Argument ist dabei ein besonders antiquiertes: als eine wesentliche Begründung für die Bedeckung würden Musliminnen nämlich immer wieder angeben, dass sie sich nicht über ihren Körper definieren lassen wollten. Und das sei doch auch das Anliegen des westlichen Feminismus gewesen: kein Objekt der sexuellen Begierde wollte frau sein.

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Das könnte glatt der Schmock der Woche sein. Hat man schon jemals muslimisch Verschleierte vor der Fernsehkamera einen solch verschwurbelten Satz sagen hören:

„Ich möchte mich nicht über meinen Körper definieren lassen“?

Nein, ganz sicher nicht, vor allem nicht „immer wieder“, wie uns Frau Thurner einreden will. Schlimmer noch: es gibt nicht eine einzige repräsentative Studie über muslimische Verschleierte, schon die Befragung der Bedauernswerten würde am Veto ihrer männlichen Familienmitglieder scheitern. Verklemmte Moral-Apostel und dem Gender-Wahnsinn Verfallene wie die Kulturanthropologin Thurner instrumentalisieren trotzdem die Verschleierten für ihre Zwecke und unterstützen damit die menschenverachtende Behandlung von Frauen im Islam.

Männer dürfen fast alles, Frauen fast nichts

Die eigentlichen Gründe für die Verschleierung sind die totale Rechtlosigkeit und massive Unterdrückung von Frauen im Islam, ihre Reduktion auf ein blosses sexuelles Besitzobjekt genau eines Mannes, dem es andererseits freisteht, sich weiterer Frauen seines Harems zu „bedienen“. Im Islam gibt es sehr einfache Regeln: Männer dürfen fast alles, Frauen fast nichts und Sex ist eine nationale Zwangsvorstellung, wie es Betsy Udink in ihrem Buch „Der Sex-Trieb des Mannes als Maß aller Dinge“ ausdrückte. Wer behauptet, daß Frauen im Westen „gezwungen“ würden, halbnackt herumzulaufen, sollte bedenken, daß es bisher noch kein Regime auf dieser Erde gegeben hat, welches die Frauen mit vorgehaltener Kalaschnikow dazu gezwungen hat, bauchfrei zu gehen, wohl aber einige islamistische Diktaturen, die den Schleier mit Gewalt durchgesetzt haben.

DSCN2439kSolche Gedanken sind der Ethnologin/Reiseleiterin Thurner völlig fremd. Sie beschäftigt sich lieber mit so „hochwissenschaftlichen“ Themen wie

  • der „Anthropologie des Pilgerns“,
  • der „interkulturellen Kommunikation“
  • oder der „Ästhetik des Tourismus“.

bei denen mehr geschwafelt als wissenschaftlich geforscht wird. Und deshalb ist Ingrid Thurner auch nicht irgendeine Frau Dr., sondern sie ist

„Frau Drin Ingrid Thurner“,

die sich mit einem hochgestellten „in“ von einem „männlichen“ Doktor glaubt abgrenzen zu müssen. Warum? Weil im universitären Umfeld schon immer diejenigen Leute besonderen Wert auf ihren Titel und dessen korrekte Schreibweise gelegt haben, deren „wissenschaftlicher Output“ durch das vollständige Fehlen nichttrivialer Sätze geprägt wird.

Postkoloniale Theoriebildung: der Jargon ersetzt die Wissenschaft

Ingrid Thurner hat es wie viele Alt-68er und feministische Ideologen geschafft, irgendwann eine Stelle an einer Universität zu ergattern, wo sie ungestraft Aussagen wie


Ansätze aus dem Bereich einer interpretativen Kulturanthropologie, der Ethnographie als dichter Beschreibung, der Cultural Studies und postkolonialer Theoriebildung.

in die Beschreibung ihrer „Forschungsarbeiten“ einfügen darf. Aber das genügt ihr nicht. Sie will mehr. Sie will nicht wie früher vor der Mensa stehen, Alice Schwarzers „EMMA“ oder Flugblätter über die permanente männliche Vergewaltigung verteilen und sich über jede Gelegenheit freuen, bei der sie sich selbst als Opfer „männlicher Gewalt“ und „patriarchaler Strukturen“ stilisieren kann. Nein, sie will mehr. Denn Frauen wie Thurner sehen sich nicht nur allerorten von männlichen Vergewaltigern und konformistischen Westnackedeis umgeben, sondern sie beklagen vor allem ihre minimale Repräsentanz in den Führungsetagen von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.

IMG_0853k(Links sehen Sie eine junge Polizistin in einem Tel Aviver Einkaufszentrum) Doch schaut man sich an Thurners eigenem Institut für Kultur- und Sozialanthropologie um, so sieht es da ganz anders aus: am gesamten Institut sind die Frauen in der Mehrheit, nämlich mit 57,77% weiblichem Personal. Mehr noch: 68 von 110 Lektoren (Thurner ist selbst eine, also keine Professorin) in ihrem Institut sind aufgrund ihres Vornamens eindeutig dem weiblichen Geschlecht zuzuordnen – das sind 61,8%. Bei den Dozenten sind es 5 weibliche von 14 insgesamt (35,7%), beim wissenschaftlichen Personal 5 von 11 (45,45%). 40% der Dozenten und Wissenschaftler immerhin sind also Frauen. Daß es nicht mehr sind, könnte damit zusammenhängen, daß die 61,8% weibliche Lektoren zu viel mit Weltreisen und dem Schreiben von Artikeln für die Süddeutsche Zeitung oder „www.islam.de“ beschäftigt sind, um vor der Islamophobie und der Zwangsenthüllung zu warnen.

Ingrid Thurner behauptet, daß Bikini-Trägerinnen ihre „knappen“ Bikinis mit „überhöhten Preisen“ bezahlen. Damit würden diese beweisen, wie abhängig sie vom männlich/dominanten ausbeutenden Kapitalismus sind, und wer die „wesentlichen Körperteile weniger verbirgt als zur Schau stellt“, drängt sie dem anderen Geschlecht ja nur auf.

Stöckelschuhe und hautenge Jeans: kapitalistische Zwänge

Allerorten herrschen also Zwänge, besonders jene, die die „wesentlichen Körperteile betreffen“. „Konform-westlich denkende Frauen“ werden gezwungen, in Stöckelschuhen und hautengen Jeans mit „richtig stehendem Busen“ sich männlichen Blicken preiszugeben, muslimische Frauen werden von den Revolutionswächtern der Bundesrepublik dazu gezwungen, ihre Burka gegen einen Bikini einzutauschen, und muslimische Schüler müssen ihre Gebete auf der Schultoilette verrichten, weil die Schulbehörden ihnen die Zuteilung eines eigenen Gebetsraums verweigern.

Schrecklich, schrecklich. Wer steckt nur hinter all diesen gemeinen Zwangsmaßnahmen? Es sind, wie kann es anders sein, „rechtspopulistische Politiker, Boulevardblätter, Feministinnen, Sozialdemokratinnen, erzkonservative Katholiken, Ex-Muslime“. Fehlt nur noch der Hinweis auf die Israelis, den ewigen Sündenbock dieser Welt.

IMG_0804kSchließlich provozieren die mit ihren Nacktbadestränden (wie links auf dem Foto in Tel Aviv) schon lange die Palästinenser, die sich dagegen nur mit Selbstmordattentaten wehren konnten – bis das israelische Militär diese Strände gezielt unter Schutz nahm.

Was sind die gemeinsamen Ziele von Rechtspopulisten und Ex-Muslimen?

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Da kann man nur raten:

Dieser ganze Islam- und Verhüllungsdiskurs zeigt: Die Muslimin wird dringend benötigt, nämlich zur Verhüllung des Dilemmas, dass in dieser aufgeklärten Zeit Frauen zwar beinahe nackt herumlaufen dürfen, aber sonst wie eh und je wenig zu entscheiden haben.

Man muß schon besonders blöde sein, um die These aufzustellen, daß ein angebliches „Dilemma“ zwischen dem „Nacktsein dürfen“ (nach Thurner ist das dasselbe wie das Verbot des Schleiers) und der Frauenquote in den höheren Etagen (von Wissenschaft und Politik) „durch die Muslimin“ verhüllt werde. So als würden durch mehr verhüllte Musliminnen mehr Frauen Ministerpräsidentin oder Dekanin werden.

Und damit sind wir beim entscheidenden Punkt angelangt: Thurner gehört einfach zu den vielen Menschen in unserer Gesellschaft, die gerne Chef wären ohne etwas dafür zu tun. An ihrem eigenen Institut ist sie nur eine jämmerliche kleine Nummer, während ihre Geschlechtskolleginnen sich als Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte auf Landes- oder Bundesebene, als Professorinnen in der Gender-Forschung oder als Leiterinnen von EU/UNO-Frauenbehörden profilieren.

Es gäbe aber auch noch andere Möglichkeiten für Ingrid Thurner, gesellschaftlich sinnvolle und anerkannte Arbeit zu tun. Sie könnte sich z.B. in Afghanistan totschießen lassen. Oder bei der Müllabfuhr, in Kaltwalzwerken oder Hochöfen arbeiten, in Transformatorenwerken als Ingenieurin Leitungsquerschnitte berechnen oder bei der Feuerwehr Leichen aus Autowracks holen. Die Männer, die in diesen Bereichen arbeiten, warten alle auf die Frauenquote, damit sie endlich auch mal im Kindergarten arbeiten können. Ach ja: als Frau hat man auch die Möglichkeit, Kinder zu gebären und großzuziehen. Wie wäre es damit? Oder ist das schon zu rechtspopulistisch?

Und schließlich: wenn die Thurner lieber an der Universität bleiben will – da fehlen noch viele Frauen bei den Mathematikern, den Physikern, den Elektroingenieuren und Maschinenbauern. Nur zu!


Anmerkungen und Links

[1] ingrid-thurner-und-die-freiheit-des-islam
[2] Gewissenloses Islam-Bashing, Der angebliche Zusammenhang von Islam und Gewalt – oder wie eine Religion stigmatisiert wird.
[3]Ingrid Thurner am institut für Kultur- und Sozialanthropologie
[4] Homepage von Ingrid Thurner
[5] Vom Zwang das Kopftuch nicht zu tragen – Kommentar von Ingrid Thurner auf AhLulBayt News Agency
[6] Feminismus und Kopftuchdebatte: Der nackte Zwang
[7] Auf der Achse des Guten: weiblich_verhuellte_logik
[8] Wider ein „Burka“-Verbot
[9] Der nackte Zwang. In: Süddeutsche Zeitung, 22. 6. 2010
[10] Vom Zwang das Kopftuch nicht zu tragen. islam.de, 29. 6. 2010
[11] Wie Fremdenfeindlichkeit Integration verhindert. In: Die Presse, Spectrum 15. 5. 2010
[12] Das Kopftuch: Der Stoff, aus dem Vorurteile sind.
[13] Zum weiblichen Sextourismus. In: Die Presse, Spectrum 31. 10. 2009
[14] Inszenierungen des weiblichen Körpers. WDR 5, Politikum, 13. 7. 2010
[15] Gebetsräume für muslimische Schüler in Berlin

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