Klaus Wowereit: Ehrensold soll gezahlt werden, damit Wulff nicht seine Würde verliert

Die Online-Ausgabe der WELT hat soeben in einem Artikel zum Fall Wulff geschrieben:

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) warnte vor der Diskussion. „Natürlich ist es für Bürger, die ihre Arbeitsstelle verloren haben, schwer, diese Regelung zu akzeptieren – trotzdem sollte man diese Debatte nicht zu lange führen“, sagte er der „Rhein-Zeitung“.

Von Ex-Präsidenten werde auch nach dem Ausscheiden würdevolles Agieren erwartet. Sie sollten sich nicht aus rein finanziellen Gründen einen neuen Arbeitsplatz suchen müssen.

Lieber Klaus Wowereit, auch von einem Regierenden Bürgermeister der Stadt Berlin erwarten wir schlichten Bürger „würdevolles Agieren“, besonders dann, wenn er noch im Amt ist. Dazu gehört z.B., daß man es vermeidet, in der Öffentlichkeit die eigene Arroganz allzu offensichtlich zu präsentieren. Als solche nämlich empfinde ich ihr Gerede vom „würdevollen Agieren“ eines Kollegen aus der Politikerkaste, nachdem dieser sein Amt unter würdelosen Umständen verloren hat. Ist das Suchen nach einem Arbeitsplatz, bei dem für 99% aller Bürger ganz sicher finanzielle Gründe eine wichtige Rolle spielen, für Sie also „würdeloses Agieren“?

Wenn dem so ist, dann hätte ich auch gerne einen Ehrensold. Nach Artikel 3, Absatz 1 Grundgesetz sind ja alle Menschen vor dem Gesetz gleich. Außerdem ist meine Würde unantastbar. Und da ich demnächst als Memoirenschreiber ehemaliger Bundespräsidenten erheblichen Aufwand habe, brauche ich auch noch ein Büro, einen Dienstwagen und eine Sekretärin. Den Ehrensold überweisen Sie bitte, wie bei Beamten üblich, im voraus zum jeweils 1. des Monats.

[1] WELT-Online am 04.03.2012: 280.000 Euro für Christian Wulffs Büro und Stab

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2 Antworten zu Klaus Wowereit: Ehrensold soll gezahlt werden, damit Wulff nicht seine Würde verliert

  1. American Viewer schreibt:

    Wowereit weiß schon, warum er das sagt. Er war ja selbst in Schmidts Finca zu Gast. Wie Umfragen zeigen, sind es vor allem Wähler fortgeschrittenen Alters aus den Reihen von SPD, Grünen, Linken und CDU, die damit ein Problem haben. Dabei wird es wohl keinen Politiker geben, der so etwas nicht macht. Es ist auch absolut nicht gesagt, dass diese Ausnahmen dann besser sind. Im Gegenteil. Das sind meistens Hardcore-Ideologen, die von außen absolut nicht beeinflussbar sind. Unbestechlichkeit ist keine Tugend an sich. Das sind mit die schlimmsten Politiker, die absolute Albtraumkombination: Dumm, fleißig, unbestechlich.

  2. Michael Klein schreibt:

    Was ein grandioser Kommentar des Herrn Wowereit – weil man es nicht akzeptieren kann, reden wir am besten nicht mehr darüber. Der Frechheit sind scheinbar keine Grenzen mehr gesetzt, aber warum sollte man die Frechheit den Politikern überlassen? Wie wär’s mit Gegenwehr der folgenden Art:
    Liebes Finanzamt, ich weiß, es ist schwer zu akzeptieren, dass ich keine Steuern mehr zahle, aber wir sollten nicht zu lange darüber reden, um meiner Würde als Steuerverweigerer keinen Schaden zu zu fügen.

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