Links auf dem Foto sehen Sie die Hofgartenwiese in Bonn. Hier versammelten sich 1981 300.000 Menschen, um gegen den Nato-Doppelbeschluss zu demonstrieren, darunter auch ich, damals den Grünen nahe. Ich erinnere mich noch, wie erstaunt ich war, aus den Lautsprechern direkt an der Bühne die dröhnenden Bässe der Band von Al Jarreau zu hören. Es war doch eigentlich ein sehr ernstes Thema, dessetwegen man sich hier versammelt hatte. Es ging um die Nachrüstung, den Nato-Doppelbeschluss, eigentlich um den Weltuntergang, der kurz bevorstand. Merkwürdig: trotzdem war für viele der Demonstranten dies alles nur eine Art Fest. Ein bißchen abrocken, die Stimmen von Petra Kelly und Heinrich Böll hören, wie sie gegen Helmut Schmidt und das Böse in der Welt wetterten, und dann noch schnell eine Menschenkette zur sowjetischen Botschaft: es reichte den meisten, um zu Hause (der WG) von den „Heldentaten“ zu berichten und sich in der Gemeinschaft „wohlzufühlen“.
Und so sah es dann 30 Jahre später aus. Zum Feiertag „Tag der Deutschen Einheit“ hatte die Hofgartenwiese ihr Gesicht verloren: keine Wiese mehr, nur noch eine vollkommen stahl-verdeckte Fläche, umgebaut zu einer Ministadt, deren Gebäude Bundesländer und Institutionen der von den damaligen Demonstranten gehaßten BRD repräsentieren sollten. Auf den Stahlplatten rollten und gingen die Menschen der Bundesrepublik 2011: sie freuten sich über das gute Wetter, bestaunten Aquarien-Fische am Stand von Schleswig-Holstein und probierten den Wein der Baden-Württemberger.
Ein schöner Anblick. Nur drei Wochen später ist der gesamte Wiesengrund der Bonner Hofgartenwiese immer noch „ziemlich braun“. 3 Tage Stahlplatten haben ihm wohl zu sehr zugesetzt.