Guttenberg und Käßmann

Als am Sonntag abend die Runde bei Anne Will zusammentrat, um über die Frage „Doktor Guttenberg – Alles nur geklaut?“ zu diskutieren, war im Grunde schon klar, wie das Ergebnis aussehen wird: Guttenberg hat geklaut,getäuscht und betrogen, er hat von anderen abgeschrieben, womöglich auch noch abschreiben lassen, er kann also kein Vorbild mehr sein und schon gar nicht Minister. Dauer-Talkgäste wie Karl Lauterbach und Hans-Ulrich Jörges waren sich da einig, Strauß-Tochter Monika Hohlmeier konnte mit ihrem „Jeder macht mal Fehler“-Argument nicht so richtig überzeugen und Alice Schwarzer wollte mal von allen im Raum gleichzeitig „liebgehabt werden“ – deshalb saß sie auch genau in der Mitte und hatte für jeden ein bißchen Verständnis.

Aus welchem Grunde aber Anne Will den promovierten Theaterwissenschaftler Dr.phil. Dieter Wedel eingeladen hatte, bleibt deren Geheimnis. Der Dr.phil. alleine kann es nicht gewesen sein, davon gibt es tausende in Deutschland. Vielleicht einfach deshalb, weil er wegen seiner Tätigkeit als Regisseur so bekannt ist? Oder vielleicht auch deshalb, weil er sein Alter gefälscht hatte, um eine Regiearbeit zu bekommen?[1]

Wie auch immer, die Runde diskutierte relativ einvernehmlich. Auch Millionärs-Gewinner Eckhardt Freise war der Meinung, daß in Guttenbergs Arbeit zu viel Plagiate steckten, und wäre selbstredend „stinksauer“, wenn ihn einer seiner Studenten auf diese Art bescheißen würde.

Was mich aber erstaunte, war die Tatsache, daß keiner der Anwesenden auf die Idee kam, den Fall Guttenberg mit dem Fall Käßmann zu vergleichen. Gerade dem Schattenmann-Regisseur Wedel hätte da irgendetwas zu einfallen müssen, zumal er sich darüber beklagte, daß man die Plagiatgeschichte viel zu sehr aufbausche, wohingegen Guttenbergs Flug nach Afghanistan, zusammen mit seiner Frau und dem Moderator Kerner, in den Medien viel zu wenig kritisiert worden sei. Aber das ist nun genau der Punkt: Wer in der Weihnachtspredigt auf den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr schimpft, ganz allgemein „gegen den Krieg“ ist und allen Ernstes behauptet, den „Führer“ Adolf Hitler hätte man auch ohne Krieg an der Ausführung seiner Ausrottungspläne hindern können, der kann auch ruhig mal in betrunkenem Zustand im Auto erwischt werden und anschließend einen Preis bekommen[3]:

Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, erhält für ihren Rücktritt nach einer betrunkenen Autofahrt den Europäischen Kulturpreis für Zivilcourage. Die von der Kulturstiftung Pro Europa ausgelobte Auszeichnung wird am 4. März in der Frankfurter Paulskirche verliehen. Zur Begründung heißt es, Käßmann habe sich zu ihrer persönlichen Verantwortung bekannt und die Konsequenzen gezogen. Damit habe sie erheblichen Mut bewiesen und sei zum Vorbild für andere Personen des öffentlichen Lebens geworden. Käßmann war im Februar vergangenen Jahres mit mehr als 1,5 Promille Alkohol im Blut am Steuer ihres Wagens gestoppt worden. Sie hatte daraufhin den Ratsvorsitz und ihr Amt als Landesbischöfin niedergelegt.

Obwohl Käßmann inzwischen den Preis abgelehnt hat (mit einer völlig unzutreffenden Begründung, siehe [2]), bleibt der Verdacht bestehen, daß sie ihn nur zu gerne angenommen hätte, um in der Frankfurter Paulskirche eine ihrer armseligen „Predigten“ zu halten.


Vielleicht hätte sie dazu aber auch gar keine Zeit mehr gehabt, denn seit dem 1.Januar 2011 ist Margot Käßmann Gast-Professorin an der Ruhr-Universität in Bochum. Dort soll sie auf dem Gebiet der Ökumene und Sozialethik ein Jahr lang „forschen“ und lehren, m.a.W. Steuergelder verschleudern. Denn um Wissenschaft handelt es sich hier nicht, Theologie hat an unseren Universitäüten nichts zu suchen, und die „Forschungsergebnisse“ der Frau Käßmann werden in einem Haufen Papier bestehen, den sie zum größten Teil von anderen abgeschrieben hat. Es ist schade, daß Millionen von Steuerzahlern für diesen Wahnsinn auch noch unfreiwillig zur Kasse gebeten werden.

Aber wir gönnen es uns und Frau Käßmann, daß sie jetzt ein Jahr lang an der Bochumer Uni in Ruhe „forschen“ und lehren kann. Da sind dann Theolog_Innen unter sich – die gehen uns weniger auf den Geist, als wenn sie als Landesbischöf_Innen von der Kanzel herab ihre ärmliche linkspopulistische Weltsicht verbreiten. Und wenn man dann noch Freunde hat wie z.B. Isolde Karle, Dekanin der evangelischen Theologie in Bochum, die die „liebe Margot“ eine „ganz große Impulsgeberin“ nennt [4] – dann werden die Forschungsresultate der großen „Ökumene-Wissenschaftlerin“ ganz sicher überaus wohlwollend geprüft werden – wenn überhaupt.

Was wäre, wenn nun Guttenberg zurückträte? Mit Tränen in den Augen und dem Geständnis, er habe getäuscht, gelogen und betrogen? Oder ein Ghostwriter habe die Hälfte seiner Arbeit abgeschrieben? Würde er dann auch den Europäischen Kulturpreis für Zivilcourage angetragen bekommen? Ganz sicher nicht. Denn Guttenberg ist für den Afghanistaneinsatz der Bundeswehr, er ist nicht der Meinung, daß alle Konflikte weltweit durch den Einsatz von ein paar Roger Willemsens und Jürgen Todenhöfers gelöst werden könnten und hat damit eben nicht die Mehrheit der Medien hinter sich. Außer schadenfrohem Gelächter wird da nicht viel kommen.

Eines sollte aber klar sein: es sind inzwischen so viele nachprüfbaren Details über Schummeleien aus Guttenbergs Karriere aufgetaucht, daß es für ihn und die Regierung das beste wäre, wenn er jetzt wieder auf sein Gut zurückginge. Schlecht ginge es ihm da sicher nicht. Und für unseren Wissenschaftsbetrieb wäre es das beste, wenn man gewisse Disziplinen in privat finanzierte „Institute“ auslagern und bei den Doktor- und anderen Arbeiten genauer hinschauen würde.


Anmerkungen und Links

[1] Wikipedia über Dieter Wedel
[2] Zivilcouragierter Vorschlag zur Güte
[3]Der SPIEGEL über Käßmanns Preis
[4] RP-Online zur Antrittsvorlesung von Käßmann

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